„Jeder Name zählt…!“

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Transportliste über einen der sogenannten Alterstransporte von betagten jüdischen Menschen aus Berlin ins Ghetto Theresienstadt. Foto: Arolsen Archives

Die Arolsen Archives wollen das weltweit größte Online-Archiv mit Informationen zu den Opfern des Nationalsozialismus aufbauen. Rund 26 Millionen Dokumente sind bereits zu finden. Beim Projekt gegen das Vergessen können Freiwillige helfen.

Der Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs sei eine wunderbare Gelegenheit dazu beizutragen, dieses Archiv zugänglich zu machen, sagte Floriane Azoulay, die Leiterin der Arolsen Archives, im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur. Nach einer Anmeldung über die Webseite erhalte man Zugriff auf Dokumente wie Zugangslisten, Abgangslisten und Transportlisten, die vor allem von Konzentrationslagern stammten.

Am 27. Januar 2020 war mit „Jeder Name zählt…!“ das erste Crowdsourcing-Projekt der Arolsen Archives gestartet. Rund 1000 Schülerinnen und Schüler von 26 Schulen aus Hessen gaben einen Tag lang Namen in eine Datenbank ein – von Deportationslisten aus Kassel, Frankfurt am Main, Darmstadt und Wiesbaden. Oft befand sich die letzte Adresse der Deportierten in einer Straße, die die Schüler kannten, oder im Ort, aus dem sie selbst stammten…

Die teilnehmenden Schulen hatten zuvor Materialpakete zur Vor- und Nachbereitung des Projektes erhalten, darin Unterrichtsmaterial und Dokumentenpakete.

Nach dem erfolgreichen Start ist das Projekt fortgesetzt worden. Wer Interesse hat, bei „Jeder Name zählt…!“ mitzumachen – evtl. im Rahmen von Schulprojekten oder Projekttagen -, kann sich bei den Arolsen Archives melden.

Extra

Die Schwestern Nicole van Winkoop-Schleicher und Monique Buitenhuis-Schleicher hatten ihren Großvater Johan Pieter Mackenbach niemals kennen gelernt. Umso größer war die Überraschung, als sie im 2017 eine Nachricht über Facebook erhielten: „Im Online-Archiv des International Tracing Service (ITS) in Bad Arolsen sind persönliche Gegenstände von Johann Mackenbach abgebildet. Sind sie die Nachfahren von ihm?“ Laut den Dokumenten wurde ihr Großvater am 2. Februar 1945 ins KZ Neuengamme und später ins Außenlager Wöbbelin deportiert. Mehr

Hintergrund

Der 8. Mai 1945 gilt als offizielles Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa und als Tag der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus. In Mecklenburg und Vorpommern war der Krieg an vielen Orten aber schon früher vorbei. Die letzten Kampfhandlungen im Nordosten endeten mit dem Zusammentreffen der Roten Armee mit britischen und US-amerikanischen Truppen auf einer Linie zwischen Wismar, Schwerin, Ludwigslust und Dömitz zwischen dem 2. und 4. Mai 1945.

In unserer Serie zum 75. Jahrestag stellen wir Zeitzeugen, Gedenkstätten, Geschichtsprojekte vor. Dazu: Hintergründe und Lesetipps.

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