„Tränen flossen in Strömen“

Vom / Zeitzeugen

Vimeo

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Vimeo.
Mehr erfahren

Video laden

Gedenkkonzert anlässlich des Jahrestags der Befreiung

Der Musiker Janusz Kahl (1927 bis 2016) überlebte das KZ Wöbbelin. Vor fünf Jahren sprach er in Ludwigslust über die Befreiung am 2. Mai 1945. Bei der Gedenkfeier wurde seine Komposition Triptychon für Klavier und Querflöte zum ersten Mal in Deutschland aufgeführt. Zum 75. Jahrestag zeigen wir das Stück hier.

Janusz Kahl war vom 23. März bis zum 2. Mai 1945 im KZ Wöbbelin inhaftiert. Er studierte Klavier und Komposition. 1959 komponierte er das Triptychon für Klavier und Querflöte. In seiner Rede bei der zentralen Gedenkfeier 2015 schilderte Janusz Kahl eindrucksvoll die Stunden der Befreiung, der Rettung aus dem KZ Wöbbelin:

„Und ich erinnere diesen Anblick, als sich aus der Ferne, das Tor öffnete und ein Fahrzeug mit zwei amerikanischen Soldaten erschien. Es ist nicht verwunderlich, dass sie uns vorkamen wie Ankömmlinge aus einer anderen Welt, vielleicht Engel, […] Bei diesem Anblick habe ich mich mit meinem Freund fest umarmt und unsere Tränen flossen in Strömen. Endlich endete für uns die Zeit des Hungers, der Erniedrigung und des Terrors und wir haben diesen Augenblick erlebt!“

Die Musik

Triptychon für Klavier und Querflöte. Komposition von Janusz Kahl, Überlebender des KZ Wöbbelin. Deutsche Erstaufführung am 2. Mai 2015 in der Stadtkirche Ludwigslust. Solisten: Johanna Mill und Danilo Volpyansky, Konservatorium Schwerin. Projektbegleitung: Anne-Elisabeth Ramsenthaler, Volker Ahmels, Konservatorium Schwerin

Artikel in Englisch

As part of the Ecumenical Divine Service on 2 May 2015, Johanna Mill and Danilo Volpyansky of the Schwerin Conservatory performed the triptych for piano and flute of the survivor Janusz Kahl (1927 to 2016) from Poland. He was imprisoned in the Wöbbelin concentration camp from 23 March to 2 May 1945. Mr. Kahl studied piano and composition. In 1959 he composed the triptych for piano and flute.

In his speech at the central commemoration ceremony at the concentration camp memorial site on May 2, 2015, Janusz Kahl impressively described the hours of liberation, the rescue from the Wöbbelin concentration camp:

„And I remember this sight when the gate opened from a distance and a vehicle with two American soldiers appeared. It is not surprising that they felt like arrivals from another world, perhaps angels, […] At this sight I hugged my friend tightly and our tears flowed into streams. At last the time of hunger, humiliation and terror came to an end for us and we experienced this moment!“

Hintergrund

Der 8. Mai 1945 gilt als offizielles Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa und als Tag der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus. In Mecklenburg und Vorpommern war der Krieg an vielen Orten aber schon früher vorbei. Die letzten Kampfhandlungen im Nordosten endeten mit dem Zusammentreffen der Roten Armee mit britischen und US-amerikanischen Truppen auf einer Linie zwischen Wismar, Schwerin, Ludwigslust und Dömitz zwischen dem 2. und 4. Mai 1945.

In unserer Serie zum 75. Jahrestag stellen wir Zeitzeugen, Gedenkstätten, Geschichtsprojekte vor. Dazu: Hintergründe und Lesetipps.

Lesen Sie auch: Wie erzählt man Kindern vom Holocaust?

Lesen Sie auch: Tod auf dem Lewenberg

Lesen Sie auch: Die KZ-Hölle von Wöbbelin

Facebook