Der Untergang der Cap Arcona

Vom / Zeitzeugen

3. Mai 1945: Die Cap Arcona – brennend auf der Ostsee. Foto: Royal Air Force

Am 3. Mai 1945 kommen mehr als 7.000 Menschen in der Lübecker Bucht ums Leben. Sie sind Opfer eines folgenschweren Irrtums: Britische Bomber versenken das deutsche Passagierschiff Cap Arcona und den Frachter Thielbek. An Bord sind allerdings nicht wie angenommen deutsche Truppenverbände, sondern hauptsächlich evakuierte Häftlinge aus dem KZ Neuengamme. Doch auch die SS hatte offenbar in Erwägung gezogen, die Häftlinge niemals an ihrem Ziel ankommen zu lassen.

Lesen Sie hier: Untergang der Cap Arcona: Briten-Irrtum und NS-Kalkül

Heute erinnern Gedenkstätten und Mahnmale an die Tragödie in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges. Unser Überblick.

Neuengamme: Zwischen dem 21. und 26. April 1945 hatte die SS etwa 10.000 Häftlinge aus dem KZ Neuengamme nach Lübeck transportiert. Im Hafen wurden sie auf die Frachtschiffe Thielbek, Athen und Elmenhorst verladen. Auch das Kreuzfahrtschiff Cap Arcona, das in der Lübecker Bucht vor Neustadt vor Anker lag, nahm mehrere tausend Häftlinge auf. In der KZ-Gedenkstätte Neuengamme werden die Daten der Verstorbenen der Katastrophe vom 3. Mai 1945 zentral dokumentiert.

Neustadt in Holstein: Auf Initiative eines von Überlebenden aller Nationen gebildeten Komitees wurde am 6. Juli 1947 das Cap-Arcona-Ehrenmal in Neustadt-Pelzerhaken eingeweiht. Zum 45. Jahrestag der Tragödie wurde am 3. Mai 1990 in Neustadt das Cap-Arcona-Museum eröffnet.

Groß Schwansee: Auf dem Friedhof wurden 407 Tote beerdigt. Sie wurden auf den Tannenberg in Grevesmühlen umgebettet, wo sich seit 1957 eine Gedenkstätte befindet. In Groß Schwansee wird seit 2006 mit einer Metallstele an die Opfer erinnert.

Grevesmühlen: Hier gibt es die Cap-Arcona-Gedenkstätte am Tannenberg (Tannenbergstraße). Der Gedenkort wurde 2019 für mehr als 200.000 Euro – u.a. mit Mitteln der Landeszentrale für politische Bildung MV – saniert. Info-Tafeln sind entstanden, Gehwege, ebenso ein Parkplatz, damit die Stätte gut zu erreichen ist. „Cap Arcona: Luxusliner-Katastrophe-Gedenken.“ So heißt zudem die Dauerausstellung im Städtischen Museum von Grevesmühlen.

Klütz: Die Arcona-Gedenkstätte auf dem Friedhof: Dort liegen 16 Opfer begraben. Der Gedenkort wurde 1970 eingeweiht.

Poel: Die Gedenkstätte am Schwarzen Busch auf Poel ist umfassend saniert worden. Auf der Insel befindet sich eine Grabstätte für 28 Opfer, die 1945 angeschwemmt wurden. Die Tragödie ist auch Thema im Heimatmuseum Kirchdorf.

Hamburg: Thematisch aufgegriffen wird das Schicksal der Opfer in einem Teil des Mahnmals gegen den Krieg von Alfred Hrdlicka am Hamburger Dammtor. Es zeigt ertrinkende Menschen – KZ-Häftlinge von der Cap Arcona.

Extra

Um die Erinnerung an die Opfer und die Auseinandersetzung mit diesem Ereignis auch in die Schulen zu tragen, hat der Landesbeauftragte für politische Bildung Schleswig-Holstein für die Sekundarstufe I das Unterrichtsmaterial „Die Geschichten um die Cap Arcona: Erinnern oder Vergessen?“ herausgegeben. Das Material kann heruntergeladen werden – es eignet sich auch für das digitale Lernen zu Hause.

Hintergrund

Der 8. Mai 1945 gilt als offizielles Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa und als Tag der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus. In Mecklenburg und Vorpommern war der Krieg an vielen Orten aber schon früher vorbei. Die letzten Kampfhandlungen im Nordosten endeten mit dem Zusammentreffen der Roten Armee mit britischen und US-amerikanischen Truppen auf einer Linie zwischen Wismar, Schwerin, Ludwigslust und Dömitz zwischen dem 2. und 4. Mai 1945.

In unserer Serie zum 75. Jahrestag stellen wir Zeitzeugen, Gedenkstätten, Geschichtsprojekte vor. Dazu: Hintergründe und Lesetipps.

Lesen Sie auch: Wie erzählt man Kindern vom Holocaust?

Lesen Sie auch: Tod auf dem Lewenberg

Lesen Sie auch: Die KZ-Hölle von Wöbbelin

Lesen Sie auch: Tränen flossen in Strömen

Facebook