Vom Fürstensitz zum Landtag

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Das Schweriner Schloss ist das Wahrzeichen der Landeshauptstadt. Es thront weithin sichtbar mitten in der Stadt. Vom Keller bis zum Dach zählt es 953 Räume. Foto: cocoparisienne/pixabay

Mecklenburg-Vorpommern ist das einzige Bundesland, in dem der Sitz des Landtages in der Verfassung festgelegt ist. In Artikel 20, Absatz 3 steht ein besonderer Ort: das Schloss zu Schwerin. Seit 1990 treffen sich hier die Volksvertreter.

Das Bauwerk ist in einem mehr als 1000-jährigen Prozess historisch gewachsen. Seine ringförmige Gestalt geht auf eine Wallanlage einer slawischen Burg zurück. Auch Fürst Niklot hatte auf der Insel eine Festung errichtet. Er wurde von Heinrich dem Löwen vertrieben und starb 1160 in der Schlacht bei Werle. Mit dem Ende der slawischen Herrschaft begann der Aufbau Schwerins, das Jahr gilt als Gründungsjahr der Stadt.

Das Herzstück des Schlosses ist der neue Plenarsaal. Hier finden die Landtagssitzungen statt. Er wurde im Herbst 2017 eingeweiht. Foto: Kuska

Inspiriert von Chambord

Das Schloss in seiner heutigen Form stammt aus dem 19. Jahrhundert. Großherzog Friedrich Franz II. ließ Pläne von Hofbaurat Georg Adolph Demmler umsetzen, der sich in seinem Konzept an französischen Renaissanceschlössern orientiert hatte. 13 Jahre dauerte die Bauzeit, vollendet wurde sie von Baumeister August Stüler.

1857 bezog die großherzogliche Familie das Schloss. Bis 1918 blieb es die Residenz der adeligen Herrscher, dann musste Friedrich Franz IV. abdanken. Aus dem Schloss wurde ein Museum. Im Zweiten Weltkrieg diente es unter anderem als Lazarett und nach 1945 als Hilfskrankenhaus. Von 1948 bis 1952 tagte hier schon einmal der Mecklenburgische Landtag, bis die Länder in der DDR aufgelöst und 1952 durch Bezirke ersetzt wurden.

Der Legende nach soll das Schloss 365 Türme und Türmchen haben. Tatsächlich sind es 15 Türme, 100 spitz auslaufende Türmchen und 24 Schornsteine. Foto: Kuska

Das Schloss als Schule und Internat

Das Schweriner Schloss ziert auch 30 Millionen 2-Euro-Stücke. Die Gedenkmünze wurde 2007 herausgegeben und befindet sich wie die „normale“ 2-Euro-Münze im Umlauf. Foto: Bundesbank

Die Pädagogische Schule übernahm das Schloss. Sie nutzte es bis 1981 – und damit fast 30 Jahre lang – für die Ausbildung von Kindergärtnerinnen und als Internat. Die Schülerinnen hatten Sport in der Orangerie und Musik im Thronsaal. Auf dem Stundenplan standen Fächer wie Psychologie und Gesundheitserziehung. 1986 wird das Staatliche Museum Rechtsträger des Schlosses. Eine wechselvolle Geschichte.

Und heute? Nach denkmalgerechter Restaurierung gilt das Schloss als eines der bedeutendsten Beispiele des Romantischen Historismus in Europa. Als Bestandteil des Residenzensembles Schwerin ist es Kandidat für das UNESCO-Welterbe. Aber nicht nur der Landtag nutzt heute das Schloss. Hier befinden sich auch das Schlossmuseum, die Schlossgastronomie und die Schlosskirche.

Imposanter Blickfang über dem Hauptportal: das Reiterstandbild von Niklot. Es steht seit 1855 hier. Der Obotritenfürst gilt als Stammesvater der Herzöge von Mecklenburg. Foto: Hans-Dieter Hentschel
Wer in die herzögliche Geschichte und ihre Geschichten eintauchen möchte, ist im Schlossmuseum genau richtig. Besondere Sehenswürdigkeiten darin: der Thronsaal (Foto), die Ahnengalerie und die Silberkammer. Foto: Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen MV/Lothar Steiner
Die Schlosskirche “versteckt” sich an der Nordseite des Gebäudes und ist von außen am Choranbau und dem Glockenturm zu erkennen. Als sie vor rund 460 Jahren errichtet wurde, war sie die erste neu gebaute protestantische Kirche in Mecklenburg. Foto: Hans-Dieter Hentschel

Die Serie

30 Jahre Einheit, 30 Jahre MV

Wir gehen auf Zeitreise, blicken zurück auf das Jahr 1990, auf die deutsche Einheit und 30 Jahre Mecklenburg-Vorpommern.

  • Die Deutsche Einheit: Fünf Buchtipps aus dem Onlineshop der LpB
  • „30 Jahre Deutsche Einheit. Deine Geschichte – Unsere Zukunft”, Teil 1: Anna Maria Mader berichtet über ihren Weg. Hier das Video
  • Im Zeitzeugengespräch des Prora-Zentrums erinnert sich Martin Klähn – von der Friedlichen Revolution zur deutschen Einheit. Hier das Video
  • MV – ein Land wird 30. Unsere Hintergrundseite – hier
  • 1989/90 – die schwebende Zeit. Die Fotos zur Ausstellung – hier
  • „30 Jahre Deutsche Einheit. Deine Geschichte – Unsere Zukunft”, Teil 2: Thomas Winkler über seine Flucht aus der DDR. Hier das Video
  • Tag für Tag vor 30 Jahren. Unser Rückblick – hier
  • „Wir können stolz sein.“ Unser Interview mit Rainer Prachtl, erster Landtagspräsident in Mecklenburg-Vorpommern – hier
  • „30 Jahre Deutsche Einheit. Deine Geschichte – Unsere Zukunft”, Teil 3: Iran, Berlin, Bollewick. Der Weg von Neda Nouri-Fritsche. Hier das Video
  • Unsere Karikaturen zur Einheit – hier
  • Einheitspreis 2020: Das sind die Gewinner – hier
  • 30 Jahre MV – unsere Tipps – hier
  • Rückblick: 1. bis 14. Oktober 1990 – hier

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