Rechte Gewalt vor Lichtenhagen

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Die rechtsextreme Szene in MV wuchs nach der Wiedervereinigung schnell. Bild: NDR

Die Anschläge in Rostock-Lichtenhagen 1992 stehen auch 30 Jahre später bundesweit für einen Höhepunkt an rassistischer Gewalt. Doch es gibt eine Vorgeschichte, die bis heute kaum zur Kenntnis genommen worden ist. Angriffe auf Migranten und Unterkünfte für Geflüchtete gab es schon zuvor, und zwar flächendeckend. Unser TV-Tipp: „Verharmlost und vergessen – Rechte Gewalt vor Rostock-Lichtenhagen. Zu sehen am Mittwoch um 21 Uhr im NDR – oder schon jetzt in der Mediathek.

Hintergrund

Mit der Wiedervereinigung wurden auch nationalistische Stimmen lauter, mit der Ankunft der ersten Asylbewerber organisierte sich wütender Protest. Zudem verübten Gruppen von Jugendlichen Brandanschläge auf Asylunterkünfte in Ueckermünde, Schwerin, Ribnitz-Damgarten und Greifswald, sogar zeitgleich an einem Tag. Auch Vertragsarbeiter aus Vietnam und ausländische Studierende wurden frühe Opfer. Mehr als 100 solcher Angriffe gab es vor dem Pogrom in Rostock-Lichtenhagen allein in Mecklenburg-Vorpommern. Die meisten davon sind heute kaum beachtet und nicht aufgearbeitet.

Der Film

Filmaufnahmen geben Aufschluss über Täter und Opfer von damals. Die NDR-Autorinnen Carolin Kock und Jette Studier recherchieren die Zeit vor dem Fanal. Sie rekonstruieren das Erstarken der rechten Jugendkultur, treffen auf damals hilflose Polizisten in neuen Strukturen, eine erkennbar überforderte Justiz, wütende Anwohnerinnen und Anwohner und die Opfer dieser gewalttätigen Zeit. Der Film zeigt das, was damals kaum jemand sehen wollte.

Verharmlost und vergessen – Rechte Gewalt vor Rostock-Lichtenhagen

Mittwoch, 24. August 2022, 21 bis 21:45 Uhr, NDR Fernsehen
Online in der ARD-Mediathek – hier

Lesen Sie auch

Die Chronologie

Quelle: Ostsee-Zeitung, Ausgabe Rostock, 24. August 1992, Seite 1 (Ausschnitt links), Seite 9 (Ausschnitt rechts), Archiv Landesbibliothek

Rostock-Lichtenhagen, August 1992. Es brodelt im Stadtteil. Ankündigungen von Gewalt gegen die Asylbewerber in der Zentralen Aufnahmestelle machen die Runde. Ab dem 22. August werden aus Worten Taten. Tagelang. Steine und Brandsätze fliegen. Schaulustige johlen. In der dritten Nacht brennt der Plattenbau. Diejenigen, gegen die sich die Gewalt richtet, haben Todesangst. In dieser Woche jähren sich die Pogrome zum 30. Mal. Weiterlesen

Veranstaltungen

Kommunale Erinnerung – kommunale Verantwortung

Foto/Grafik: Hansestadt Rostock

Am 25. August in der Rostocker Stadthalle: das wissenschaftliche Kolloquium zum Umgang mit rassistischer Gewalt der 1990er-Jahre. Die Infos zur Veranstaltung – hier

30 Jahre nach dem Pogrom

Lichtenhagen 1992. 30 Jahre ist der Pogrom, sind die rassistischen Ausschreitungen am Sonnenblumenhaus her. In Rostock wird daran erinnert, u.a. mIt einem Tag der Begegnung am 25. August. Hier

Der Film zu Lichtenhagen ’92

Anlässlich des 30. Jahrestages der rassistischen Ausschreitungen am Rostocker Sonnenblumenhaus wird am 24. August im Innenhof des Schweriner Schlosses der Film „Wir sind jung. Wir sind stark“ gezeigt. Die Veranstaltung inklusive Gesprächsrunde findet auf Einladung des Filmkunstfestes MV, der Initiative „WIR. Erfolg braucht Vielfalt“ und des Landtages statt. Hier

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