Erste Stolperschwelle

Vom / Landeskunde, Zeitzeugen

Eine Stolperschwelle. Hier ein Beispiel aus Hamburg. Foto: Wikipedia

Am kommenden Dienstag verlegt der Künstler Gunter Demnig zum achten Mal Stolpersteine und erstmalig eine Stolperschwelle in Schwerin.

Stolpersteine. Das Projekt von Gunter Demnig begann 1992. Mit im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln, so genannten Stolpersteinen, soll an das Schicksal von Menschen erinnert werden, die von Nazis verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.

Der Text auf der ersten Stolperschwelle in Schwerin lautet:

1867 GRÜNDUNG DER ANSTALT FÜR GEISTESSCHWACHE KINDER AUF DEM LEWENBERG

ZWISCHEN AUGUST 1939 UND SEPTEMBER 1941 STERBEN 72 BEWOHNER

AM 1. AUGUST 1941 WERDEN ELF LANGJÄHRIGE BEWOHNER NACH BERNBURG „VERLEGT“ UND ERMORDET – „AKTION T4“

207 PFLEGLINGE WERDEN 1941 IN DIE „KINDERFACHABTEILUNG“ SCHWERIN-SACHSENBERG „VERLEGT“ UND DURCH ÜBERDOSIERTE MEDIKAMENTE ERMORDET

Hintergrund

Tod auf dem Lewenberg

Günter Nevermann. Der Junge starb 1942 in der Schweriner Klinik. Aus dem Buch: Die Heil- und Pflegeanstalt Sachsenberg-Lewenberg 1939-1945. Foto: Familie Nevermann

Die Heil- und Pflegeanstalt Sachsenberg-Lewenberg gehört zu den zentralen Orten der nationalsozialistischen Medizinverbrechen auf dem heutigen Gebiet von Mecklenburg-Vorpommern. Zwischen 1939 und 1945 wurden Patienten nach Schwerin gebracht und ermordet. Darunter Günter Nevermann, ein Junge aus Wismar. Weiterlesen

Termine

Erste Stolperschwelle und weitere Stolpersteine in Schwerin. Verlegt wird am 24. Mai von 11:30–14 Uhr. Hier der Zeitplan:

11:30 Uhr Wismarsche Straße 298e, Verlegung einer Stolperschwelle zur Erinnerung an 279 Opfer des Euthanasie-Programms der Nazis.

12:15 Uhr Robert-Koch-Straße 8, Verlegung eines Stolpersteins für Richard Brandt, der in Auschwitz ermordet wurde.

12:50 Uhr Großer Moor 7, Verlegung von zwei Stolpersteinen für Kallmann und Idessa Nadel, ebenfalls jüdische Opfer.

13:30 Uhr Schlossstraße 17, ein Stolperstein für Paul Eduard Junker, der dem Paragraphen 175 zum Opfer gefallen ist. Vor dem heutigen Kaufhaus Kressmann gibt es ein kurzes Gedenken mit dem Klub Einblick. Der Oberbürgermeister Dr. Rico Badenschier begleitet die Verlegung.

Stolpersteine sind ein Geschenk der Einwohner/innen an ihre Stadt. Ein Stolperstein kostet 120 Euro, die Stolperschwelle wird ca. 1.600 Euro kosten.

Spendenkonto
Betreff: Stolpersteine
Kreditinstitut: VR Bank Mecklenburg eG Kontoinhaber: KISS e.V.
IBAN: DE23 1406 1308 0200 0273 32 BIC: GENODEF1GUE

Weitere Informationen bei Sabine Klemm, c/o KISS 0385 39 24 333 oder info@kiss-sn.de

Veranstaltung

Eine Stolperschwelle für Euthanasie-Opfer am Lewenberg. 24. Mai, 17-19 Uhr, Großer Saal im Pflegeheim Haus Lewenberg, SOZIUS gGmbH Wismarsche Str. 298e, 19055 Schwerin

Programm

16:15 Uhr Einlass

17:00 Uhr Musik zur Einstimmung, Holzbläserquintett des Landespolizeiorchesters MV

17:10 Uhr Begrüßung, Stolperstein-Initiative Schwerin, Sabine Klemm, Stolpersteininitiative, KISS Schwerin

17:15 Uhr Grußwort Rico Badenschier, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Schwerin

17:30 Uhr Impulsvortrag: „Das Kinderheim Lewenberg im Dritten Reich“, Dr. Bernd Kasten, Stadtarchivar der LH Schwerin

17:45 Uhr Musikalisches Zwischenspiel, Holzbläserquintett des Landespolizeiorchesters MV

17:50 Uhr „Welche Bedeutung hat die Erinnerung an die Euthanasie für uns?“, Dr. med. Jörg Pink, Ltd. Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Carl-Friedrich-Flemming-Klinik

18:10 Uhr Rückfragen, Diskussion

18:15 Uhr Musikalisches Zwischenspiel, Holzbläserquintett des Landespolizeiorchesters MV

18:25 Uhr Die heutige Nutzung bzw. die Geschichte des Hauses „Lewenberg“, Frank-Holger Blümel, Geschäftsführer der SOZIUS gGmbH

18:35 Uhr Rückfragen, Diskussion

18:40 Uhr Verabschiedung

18:45 Uhr Musik zum Ausklang, Holzbläserquintett des Landespolizeiorchesters MV

19:00 Uhr Ende der Veranstaltung

Für die Veranstaltung gilt eine Testpflicht unabhängig vom persönlichen Impfstatus. Alle Gäste werden gebeten, mit einem aktuellen Test zu erscheinen. Alternativ ist eine Testung vor Ort möglich.

Um Anmeldung wird gebeten unter 0385 39 24 333 (KISS) oder info@kiss-sn.de

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Stolpersteine am Schweriner Markt erinnern an die Kychenthals. Foto: Wiebke Marcinkowski

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Kaba-Klein und das Kurhaus

Adalbert Bela Kaba-Klein, 1957.
Archiv: Prora-Zentrum

Ein Stolperstein vor dem Kurhaus Binz erinnert an Adalbert Bela Kaba-Klein. Er war Eigentümer des Hotels, wurde von den Nazis enteignet, verhaftet, konnte bei der Deportation entkommen und überlebte im Untergrund. Weiterlesen

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