DIA.MV ist eine Dokumentations- und Informationsstelle, die 2021 ins Leben gerufen wurde, um antisemitische Vorfälle und die Verbreitung antisemitischer Einstellungen in Mecklenburg-Vorpommern sichtbar zu machen. Am Mittwoch hat DIA.MV ihren Jahresbericht vorgelegt.
2023 sind demnach knapp 44 Prozent mehr antisemitische Vorfälle registriert worden als im Jahr zuvor. Insgesamt gab es 52 gemeldete Vorfälle, 2022 waren es 36. Bei bislang nur zwei Vergleichsjahren sei es allerdings schwierig, evidente Aussagen über quantitative Entwicklungen zu treffen, so DIA.MV. Die Vorfälle reichten von Propagandataten im öffentlichen Raum, einschließlich antisemitischer Mordaufrufe, bis zu körperlichen Angriffen. Ein regionaler Schwerpunkt sei Rostock. Insbesondere antisemitische Beleidigungen und Graffiti im Kontext Fußball seien 2023 für die Häufung antisemitischer Vorfälle in der Hansestadt verantwortlich, hieß es. Die zweitmeisten Vorfälle wurden im Landkreis Vorpommern-Greifswald festgestellt.
„Auch bei DIA.MV wurden mehr Vorfälle gemeldet. Das deckt sich mit den Erkenntnissen des Innenministeriums, wo entsprechende Taten erfasst werden und wo für 2023 ein Anstieg um 36 auf 115 Fälle verzeichnet wurde“, sagte Ministerin Bettina Martin. „Es macht mir große Sorgen, dass der Antisemitismus in unserer Gesellschaft stärker zum Vorschein tritt. Gegen Antisemitismus in all seinen Formen müssen wir in allen gesellschaftlichen Bereichen hart vorgehen. Jede Straftat und jeder Übergriff mit antisemitischem Hintergrund ist einer zu viel.“
Bei DIA.MV können vertraulich Vorfälle gemeldet werden, auch wenn diese nicht zu Anzeige gebracht wurden oder unterhalb der Strafbarkeitsgrenze liegen. Die Dokumentations- und Informationsstelle setzt sich mit den gemeldeten Fällen und den Strukturen des Antisemitismus im Bundesland wissenschaftlich auseinander. DIA.MV ist bei der landesweiten Opfer- und Betroffenenberatung des Vereins LOBBI e.V. angesiedelt, der Mitglied im landesweiten Beratungsnetzwerk Demokratie und Toleranz ist. Die Landesregierung unterstützt DIA.MV durch die Finanzierung von zwei Vollzeitstellen und die Übernahme von Sachkosten über das Bundesprogramm „Demokratie leben!” mit jährlich 163.500 Euro.
Der Beauftragte für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus in Mecklenburg-Vorpommern, Nikolaus Voss, lobte die Arbeit von DIA.MV als wichtige Informationsquelle: „Der Jahresbericht ist ein wichtiges Arbeitsinstrument für alle Institutionen, Netzwerke und Einzelpersonen, die sich mit dem Thema Antisemitismus befassen.“
Hintergrund
„Antisemitismus die Stirn bieten!“ heißt eine neue Handreichung von DIA.MV. Sie trägt den Namen einer schon seit 2022 laufenden Veranstaltungsreihe und richtet sich an Schulen und an Lehrende, die sich mit ihren Klassen mit dem Thema Antisemitismus auseinandersetzen.
Weitere Informationen zur Arbeit von DIA.MV und eine PDF-Version des Jahresberichtes und der Handreichung gibt’s auf: www.dia-mv.de