Antisemitismus die Stirn bieten

Vom / Demokratie, Landeskunde

Mittwoch beginnt an der Universität Rostock die Reihe „Antisemitismus die Stirn bieten – Wissen und Kompetenzen stärken. Die Veranstaltungen können einzeln gebucht werden und sind als Lehrkräftefortbildung anerkannt. Hier die Hintergründe, Infos zur Anmeldung und das Programm.

Hintergrund: Antisemitismus stellt sich vor allem im schulischen Raum zunehmend als Herausforderung dar. Lehrkräfte sowie Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter fühlen sich häufig unsicher und reagieren teilweise mit Ignorieren oder Abwehr. Die wirksame Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus gehört daher zu den zentralen Aufgaben, denen sich unter anderem schulische Bildung und universitäre Ausbildung zu stellen haben. Dabei sind die Erscheinungsformen des Antisemitismus vielfältig: Sie reichen von antisemitischen Verschwörungsnarrativen über einen israelbezogenen Antisemitismus bis hin zu jugendkulturellen Ausdrucksformen. Für eine wirksame schulische Arbeit gegen Antisemitismus braucht es die Reflexion der eigenen Denkmuster, sind Sensibilität, Haltung und Wissen notwendig. Nur so kann eine adäquate und situationsangepasste Handlungsstrategie erarbeitet und umgesetzt werden.

Veranstaltungsreihe: Die Veranstaltungen können einzeln gebucht werden. Sie sind als Lehrkräftefortbildung anerkannt. Für den nachgewiesenen Besuch von mindestens vier der elf Veranstaltungen wird ein Teilnahmezertifikat des Zentrums für Lehrerbildung und Bildungsforschung an der Universität Rostock vergeben.

Die Teilnahme an allen Veranstaltungen ist kostenfrei. Zu den Veranstaltungen wird eine Anmeldung an politische.bildung@uni-rostock.de unter Angabe der jeweiligen Veranstaltung im Betreff erbeten.

Auftakt: Zum Start der Reihe, die mit verschiedenen Informationsveranstaltungen, Austauschforen, Workshops und Stadtrundgängen ein breites Spektrum an Impulsen für eine inhaltliche Auseinandersetzung mit Antisemitismus und Handlungsempfehlungen für die pädagogische und bildnerische Praxis mit auf den Weg geben möchte, sprechen der Journalist Axel Seitz und Landesrabbiner Yuriy Kadnykov am 19. Oktober über das jüdische Leben in Mecklenburg-Vorpommern seit der Nachkriegszeit bis heute. Beginn 19 Uhr in der Aula der Universität.

Die neue Veranstaltungsreihe richtet sich an alle Interessierten, insbesondere an Lehrkräfte, Lehramtsstudierende sowie alle an Schulen oder außerschulischen Bildungsträgern Tätigen. Sie wurde von der Arbeitsstelle Politische Bildung der Universität Rostock gemeinsam mit der Landeskoordinierungsstelle Demokratie und Toleranz (in der Landeszentrale für politische Bildung), dem Institut für Qualitätsentwicklung, der Dokumentations- und Informationsstelle Antisemitismus in unserem Land sowie mit Unterstützung des Studierendenates StuRA ins Leben gerufen.

Die Schirmherrschaft hat die Ministerin für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten Bettina Martin übernommen, in deren Ressort seit 2022 der Beauftragte für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus in Mecklenburg-Vorpommern angesiedelt ist.

Kontakt:
Universität Rostock
Institut für Politik- und Verwaltungswissenschaften
Arbeitsstelle Politische Bildung
Dr. Gudrun Heinrich
Tel.: +49 381 498-4452
E-Mail: gudrun.heinrich@uni-rostock.de

Veranstaltungsort:

  • Aula im Universitätshauptgebäude, Universitätsplatz 1

Hintergrund

Laut Verfassungsschutzbericht 2021 ist die Zahl der gemeldeten antisemitisch motivierten Straftaten im vergangenen Jahr mit 71 nahezu konstant geblieben (2020: 72). Im ersten Halbjahr 2022 ist sie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 23 auf 29 gestiegen. Diese Zahlen zeigen jedoch nicht das ganze Bild des Antisemitismus in der Gesellschaft. Denn darüber hinaus treten antisemitische Vorfälle auf, die nicht strafrechtlich relevant sind, wie z.B. das Tragen eines gelben Sterns auf einer Corona-Demonstration, antisemitische Hetzgesänge bei Sportveranstaltungen oder – insbesondere in den sozialen Medien – das Aufleben von Verschwörungstheorien, die sich gegen Menschen jüdischen Glaubens wenden.

„In unserer Demokratiearbeit verstärken wir den Fokus auf die Bekämpfung des Antisemitismus. Neben den antisemitisch motivierten Straftaten müssen wir auch entschlossen und konsequent gegen alle Formen des Antisemitismus im Alltag vorgehen und ihn offenlegen. Denn all das sind keine Kavaliersdelikte. Hier steckt menschenverachtendes und undemokratisches Gedankengut dahinter. Wichtig sind dabei auch die präventiven Ansätze. Es geht darum, Antisemitismus im Alltag in seinen verschiedenen Formen zu erkennen und dagegen vorzugehen. Hier setzen wir mit der Veranstaltungsreihe „Antisemitismus die Stirn bieten“ an“, sagt Ministerin Bettina Martin.

Zur verstärkten Arbeit der Landesregierung gegen Antisemitismus gehört auch die Errichtung der Dokumentations- und Informationsstelle DIA.MV in Rostock. DIA.MV dokumentiert und analysiert antisemitische Vorfälle, die auch unterhalb der strafrechtlichen Relevanz liegen. Auf der Internetseite www.dia-mv.de können Vorfälle gemeldet werden. DIA.MV bietet dann Betroffenen Hilfe an. Ziel von DIA.MV ist es auch, ein umfassenderes Lagebild für Mecklenburg-Vorpommern zu erstellen.

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