Zeitzeugeninterviews für Schulen

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Blumen zum Gedenken auf den Bahngleisen im KZ Auschwitz-Birkenau. Foto: Wikimedia

Schülerinnen und Schüler des Eldenburg-Gymnasiums Lübz und der Europaschule Rövershagen haben an einem besonderen Multimedia-Projekt mitgewirkt: „Als junger Mensch in der Shoah – Zeitzeugeninterviews“ von Regisseurin Valerie Henschel.

Die Interviews sind im Frage-Antwort-Format zu sehen. Ein Klicktool bietet weitere Videosequenzen und Kurzbiographien der Zeitzeugen an. Die Zeitzeugeninterviews wurden im Juni 2022 überwiegend in Israel gedreht, bei denen die Fragen stellvertretend für alle Schülerinnen und Schüler der beiden Projektklassen gestellt wurden. Zu Wort kommen Miriam Bruderman, Batsheva Dagan, Eva Erben, Mieczyslaw Grochowski, Sally Perel und Regina Steinitz. Sie geben den Opfern und Verfolgten ein Gesicht.

Fachlich begleitet wurde das Multimedia-Projekt durch das Institut für Qualitätsentwicklung (IQ MV) und die Landeszentrale für politische Bildung. Gefördert wurde es durch das Ministerium für Bildung und Kindertagesförderung mit 217.770 Euro.

Zwei Jugendliche und eine der Projektlehrkräfte haben gemeinsam mit Bildungsministerin Simone Oldenburg das Projekt am Dienstag in Schwerin vorgestellt. Geplant ist, das digitale Bildungsformat in das landesweite Lernmanagementsystem „itslearning“ zu integrieren, damit das Klicktool und die Videosequenzen allen Schulen in MV für den Unterricht zur Verfügung stehen.

Mit Blick auf den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am Freitag sagte Oldenburg zudem, dass die Landesregierung die Erinnerungsarbeit in den Schulen stärken will. Unter anderem sollen auch schon jüngere Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit zum Besuch von Gedenkstätten bekommen: „Zum Beispiel die Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin haben hervorragende Projektarbeit, gerade für Grundschulkinder.“

Landesrabbiner Yuriy Kadnykov erinnerte daran, dass die Zeit für neue Projekte knapp wird: „Die Zeit hinterlässt ihre Spuren, jeden Tag verringert sich die Zahl der Zeitzeugen der Verbrechen durch die Nationalsozialisten. Es bleibt uns kaum Zeit, die eine oder andere Frage an die Menschen zu richten, die sie persönlich erlebt haben.“

Die Idee zu dem digitalen Bildungsformat „Als junger Mensch in der Shoah – Zeitzeugeninterviews“ hatte die Journalistin und Regisseurin Valerie Henschel. In ihren Filmprojekten für ZDF und ARD beschäftigt sie sich seit Jahren mit Bildungs- und Gesellschaftsthemen. „Im vergangenen Jahr habe ich meinen Sohn zu einem Gespräch mit der Zeitzeugin Eva Erben an seiner Schule begleitet. Ich saß in der letzten Reihe und war tief beeindruckt, welch kluge, universelle Fragen die jungen Menschen gestellt haben – und wie offen die Antworten von Eva waren. Gleichzeitig habe ich gedacht: Wie schade, dass mein jüngstes Kind ein solches Gespräch nicht mehr führen kann, weil es schon jetzt immer weniger Überlebende gibt, die noch selbst berichten können“, so Henschel. In der selben Woche habe sie mit ihrem Team die Idee entwickelt, die Gespräche mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen an Schulen zu digitalisieren und so auch für nachfolgende Generationen nutzbar zu machen.

Hintergrund

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