
Der Dokumentations- und Informationsstelle Antisemitismus in Mecklenburg-Vorpommern sind 2024 deutlich mehr antisemitische Vorfälle im Land gemeldet worden als im Vorjahreszeitraum. Insgesamt waren es 92 Vorfälle (2023: 52).
Das geht aus dem Jahresbericht hervor, den die Dokumentations- und Informationsstelle Antisemitismus am Montag in Schwerin vorgestellt hat. Die dokumentierten Vorfälle reichen von verbalen Anfeindungen im öffentlichen Raum über Schmierereien an Gedenkorten bis hin zu gezielten Angriffen.
DIA.MV dokumentiert antisemitische Vorfälle unabhängig von der strafrechtlichen Relevanz oder der Schwere der Tat. Sie ist eine zivilgesellschaftliche Meldestelle und verfolgt das Ziel, Antisemitismus in allen seinen Erscheinungsformen zu dokumentieren. Sowohl Betroffene als auch deren Angehörige können sich an DIA.MV wenden, um Vorfälle zu melden oder Beratung zu erhalten.
DIA.MV
Budapester Straße 7
18057 Rostock
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„Wir dürfen als Gesellschaft nicht wegschauen“
An der Vorstellung des Jahresberichtes nahmen u.a. der Landesrabbiner von Mecklenburg-Vorpommern, Yuriy Kadnykov, und Ministerin Bettina Martin teil. „Antisemitismus darf keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Wir dürfen als Gesellschaft nicht wegschauen“, sagte Martin am Montag. „Deshalb ist es wichtig, dass es eine Anlaufstelle gibt, an die sich Menschen mit Vorfällen auch unterhalb der Strafbarkeitsschwelle wenden und dort auch Beratung erfahren können.“ Den Anstieg der gemeldeten Fälle im Vergleich zum Vorjahr nehme man sehr ernst, so Martin, er zeige aber auch eine höhere Sensibilität der Menschen. Das Meldeverhalten habe sich spürbar erhöht.
Landesaktionsplan gegen Antisemitismus
Im vergangenen Herbst hat die Landesregierung den Landesaktionsplan gegen Antisemitismus vorgelegt. Der Plan bündelt die Aktivitäten und legt dabei einen Schwerpunkt auf Bildung. In diesem Zug hat DIA.MV eine Handreichung für den Umgang mit Antisemitismus an Schulen entwickelt. Eine weitere Handreichung speziell für Grundschulen hat der Beauftragte für das Jüdische Leben und gegen Antisemitismus des Landes, Nikolaus Voss, vorgelegt.
Handreichung für den Umgang mit Antisemitismus an Schulen – hier
Antisemitismus die Stirn bieten. Hilfestellung zur erfolgreichen Intervention – hier
Der DIA.MV-Jahresbericht – hier
Hintergrund
DIA.MV wird durch das Land aus Bundesmitteln des Programms „Demokratie leben!“ über die Landeskoordinierungsstelle Demokratie und Toleranz in der Landeszentrale für politische Bildung gefördert. Die Fördersumme beträgt in diesem Jahr rund 185.000 Euro (2024: ca. 163.000 Euro).