60 Stücke aus 40 Jahren Diktatur

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Flyer: DuG

Die Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock plant eine Sonderausstellung zum Mitmachen – Thema: Protest, Verweigerung und Opposition in der DDR. Anlass ist der Volksaufstand vom 17. Juni 1953. Wie die Vorbereitung läuft? Hier unser Interview mit DuG-Leiterin Dr. Steffi Brüning.

Der Countdown läuft: Im Juni startet die Mitmachausstellung. Wie ist der aktuelle Stand?

Dr. Steffi Brüning

Dr. Steffi Brüning: Alle Objekte sind bei uns angekommen, wir haben sie sortiert und in eine Reihenfolge gebracht. Die Texte zu den Objekten sind geschrieben, teilweise zusammen mit den Leihgebenden. Das war für mich besonders spannend: Was ist den Leihgebenden wichtig, an welchen Stellen wollen wir Kontext liefern? Seit kurzem liegen die Objekte in Vitrinen und wir sind jetzt in der finalen Phase der Ausstellungsgestaltung.

Welche Idee steckt hinter dieser Ausstellung?

Wir nehmen den 70. Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR am 17. Juni 1953 zum Anlass, uns ab Sommer verstärkt mit den Themen Protest, Opposition und Verweigerung in der DDR auseinanderzusetzen. Damit wollen wir auch die mutigen Menschen würdigen, die der Diktatur etwas entgegengesetzt und dafür ganz persönliche Risiken in Kauf genommen haben.

Wie viele Menschen haben mitgemacht?

Mehr als 30 Personen, Familien und Institutionen haben uns knapp 60 Objektsammlungen geliehen. Da Objekte oft zusammengehören, haben wir nicht alle einzeln gezählt. Durch die großartige Beteiligung können wir 60 Stücke aus 40 Jahren Diktatur zeigen – das ist ein tolles Ergebnis.

Wo sind die Erinnerungsstücke eigentlich aufbewahrt oder gar entdeckt worden?

Fast alle Erinnerungsstücke kommen aus privatem Eigentum. Menschen haben zur Erinnerung Fotos, Briefe und Eingaben, Videos und Transparente aufbewahrt. Einzelne Stücke haben wir auch von Institutionen erhalten, vom Heimatmuseum in Warnemünde und vom Stadt- und Bädermuseum im Möckelhaus in Bad Doberan.

Und wie werden die Erinnerungsstücke in der DuG ausgestellt?

Hier möchte ich vor unserer Ausstellungseröffnung am 17. Juni noch gar nicht zu viel verraten. Nur soviel: Die meisten Objekte zeigen wir im Original, geschützt in verschlossenen Vitrinen. Einzelne Erinnerungsstücke zeigen wir digitalisiert.

Welches Erinnerungsstück erzählt eine besondere Geschichte?

Für mich erzählen alle Erinnerungsstücke einzigartige und sehr persönliche Geschichten. Hinter den Objekten steht schließlich immer die Biografie einer Person, einer Familie, die bis ins heute wirkt. Menschen, die den Wehrdienst verweigert haben, haben zum Teil berufliche Nachteile erfahren. Für Personen, die aus der DDR fliehen mussten, hat sich das gesamte Leben verändert. Diese Aufzählung könnte ich fortführen. Die einzelnen Objekte sind also immer der Ausgangspunkt zu Geschichten, die wir uns genau anhören sollten, wenn wir über die DDR sprechen.

Was ist für die Eröffnung geplant?

Wir werden am 17. Juni sehr wahrscheinlich am Vormittag mit einer Ausstellungseröffnung in geschlossenem Rahmen starten. Hier stehen für uns alle Leihgebenden im Vordergrund, die dann zum ersten Mal die fertige Ausstellung mit ihren Erinnerungsstücken sehen. Danach, ab 11 Uhr, öffnen wir die Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock für alle Interessierten, die mit uns den Tag in Erinnerung an den Volksaufstand am 17. Juni mit vielfältigen Geschichten über Protest, Verweigerung und Opposition verbringen wollen. Um 14 Uhr wird Dr. Michael Heinz vom Stasi-Unterlagen-Archiv Rostock bei uns einen Vortrag mit dem Titel „Volksaufstand an der Ostsee. Der Juni 1953 und die Stasi“ halten, um den Blick auf Repressionen zu lenken. Die Ausstellung wird im Anschluss mindestens bis zum Ende des Jahres 2023 bei uns zu sehen sein.

Worauf freuen Sie sich besonders?

Ich freue mich sehr auf den allerersten Gang durch die Sonderausstellung mit den Leihgebenden am 17. Juni. Das wird ein besonderer Moment.

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Kontakt

Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen Untersuchungshaft der Staatssicherheit Rostock

Grüner Weg 5, 18055 Rostock

Ansprechpartnerin: Dr. Steffi Brüning

Mail: S.Bruening@lpb.mv-regierung.de

Telefon: 01573 0285136

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