Als Nachbarn unerwünscht?

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Die Schaufenster-Ausstellung „Als Nachbarn unerwünscht?“ der Künstlerin Anna-Friederike Pöschel und der RAA-Geschichtswerkstatt zeitlupe ist noch bis Ende November in der Regionalbibliothek Neubrandenburg zu sehen. Thema: Sinti und Roma.

Auf 20 Tafeln wird ihre Geschichte und Gegenwart thematisiert und darüber berichtet, wie systematische Ausgrenzung, der Völkermord an Sinti und Roma im Nationalsozialismus und das Schweigen darüber bis heute nachwirken.

Bereits im Vorfeld hat die Neubrandenburger Künstlerin und Grafikdesignerin Anna-Friederike Pöschel, finanziert mit Mitteln der RAA – Bildung und Demokratie Mecklenburg-Vorpommern e. V. und begleitet von einer Redaktion, eine Graphic Novel erstellt, die im Zentrum der Schaufensterausstellung steht. „Die Geschichte von Franz & Alex aus Satow“ erzählt von der wahren Geschichte der Ausgrenzung und der Ermordung der Kinder Franz & Alex und ihrer Eltern aus dem Dörfchen Satow durch die Nationalsozialisten.

Die Ausstellung enthält auch eine Arbeit der Künstlerin Ramona Seyfarth, die Installation „SINTI_NZ_42/43“. Seyfarth hat mit ihr eine Fotografie des Kaplans Kottmann aufgearbeitet, welche dieser vor der Verschleppung der Sinti-Kinder aus Neustrelitz nach Auschwitz im März 1943 erstellte.

Lesung

Am 28. November um 18:30 Uhr in der Regionalbibliothek: Lesungsgespräch mit der Buchautorin, Annalise-Wagner-Preisträgerin und Historikerin Dr. Annette Leo.

Ihren Bemühungen ist es zu verdanken, dass die Memoiren des Operettensängers Mirano Cavaljeti-Richter „Auf der Flucht über den Balkan. Die Kindheitserlebnisse eines Sinto-Jungen während der NS-Zeit“ der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden konnten und nun im Rahmen einer Buchpremiere präsentiert werden können.

Im 25. Band der „Bibliothek der Erinnerung“ des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin erzählt der heute 89-jährige erfolgreiche Opern- und Operettensänger Mirano Cavaljeti-Richter von seiner Kindheit. Er wuchs auf in einer traditionsreichen Familie von Komödianten, die mit dem Wohnwagen durch die kleinen Städte und Dörfer Deutschlands zogen und ihre Varieté-Programme vorführten. 1939 floh die Familie vor dem NS-Völkermord an den Sinti und Roma. Diese dramatische Odyssee durch Italien, Jugoslawien, Rumänien und Bulgarien schildert Mirano Cavaljeti-Richter aus der Sicht eines Jungen in beeindruckender, geradezu ergreifender Lakonie.

Mirano Cavaljeti-Richter wird – falls gesundheitlich möglich – an der Buchpremiere seiner Erinnerungen virtuell per Video teilnehmen.

Der Eintritt ist frei, Reservierungen sind möglich per Mail auskunft.bibl@neubrandenburg.de oder Telefon 0395 / 5551325.

Die Ausstellung und das Begleitprogramm finden in Kooperation mit der Regionalbibliothek in deren Räumlichkeiten (Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg) statt.

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