Namenstropfen als Erinnerung

Vom / Landeskunde, Zeitzeugen

Am Freitag wird in der Gedenkstätte im Belower Wald an die Befreiung der Häftlinge auf den Todesmärschen des KZs Sachsenhausen vor 77 Jahren erinnert. Ebenfalls am Freitag jährt sich die Befreiung des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück. Eines der größten Außenlager befand sich bis Ende April 1945 in Neubrandenburg. Im KZ-Gedenkort Waldbau wird eine Installation eingeweiht – zur Erinnerung an die inhaftierten Frauen.

Gedenken in Neubrandenburg

Die RAA Mecklenburg-Vorpommern und die Stadt Neubrandenburg nehmen den Jahrestag der Befreiung zum Anlass, die Namenstropfen-Installation der Künstlerin Imke Rust vorzustellen und der Frauen des KZs Neubrandenburg sowie den in den Konzentrationslagern des Nationalsozialismus inhaftierten und getöteten Menschen zu gedenken.

Die Einweihung der Kunstinstallation erfolgt am Freitag von 14 Uhr bis 15:30 Uhr im KZ-Gedenkort Waldbau bei Neubrandenburg. Die Künstlerinnen Imke Rust und Pat Binder – Initiatorin des digitalen Kunstprojektes „Stimmen aus Ravensbrück“ – stellen dabei ihre Arbeiten rund um den Gedenkort vor. Nach der Veranstaltung wird es die Möglichkeit einer Führung geben. Anmeldung – hier

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Hintergrund

In den vergangenen Monaten haben sich viele Menschen aus Neubrandenburg und Umgebung dafür engagiert, an die ehemals inhaftierten Frauen und ihre Schicksale zu erinnern. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des RAA-Projektes zeitlupe und der Vier-Tore-Stadt Neubrandenburg recherchierten hunderte von Namen und biographische Daten der Gefangenen in Waldbau. In Workshops gravierten Jugendliche, Schülerinnen und Schüler, Auszubildende, interessierte Bürger und viele andere Freiwillige etwa 500 Namen der im KZ Neubrandenburg inhaftierten Frauen auf die Tropfen. Entstanden ist eine partizipative, offene und erweiterbare Installation, die die Schicksale der von Entmenschlichung, Ausbeutung und Vernichtung durch Arbeit betroffenen Frauen sichtbar macht und zum Gedenken und Lernen am historischen Ort einlädt.

Die Gefangenen des KZ-Außenlagers Waldbau mussten den Lagerkomplex mit einfachsten Mitteln selbst errichten und unter widrigsten Bedingungen unter anderem Teile für die in Peenemünde produzierte V1-Rakete und andere Güter der NS-Rüstungsindustrie fertigen. Der Ort verdeutlicht die Brutalität und die Zusammenhänge von Lagerkomplex und Zwangsarbeit.

Die Installation verleiht dieser Geschichte nun eine biographische Dimension und macht die Erfahrungen der gefangenen Frauen nachvollziehbar.

Gedenken in Below

Am Freitag werden drei KZ-Überlebende aus Israel und Polen sowie Vertreter des Internationalen Sachsenhausen Komitees in der Gedenkstätte im Belower Wald erwartet.

Kurz vor der Befreiung von Sachsenhausen durch sowjetische und polnische Soldaten am 22. und 23. April 1945 wurden rund 30.000 Häftlinge von der SS auf einen Todesmarsch Richtung Westen getrieben. Dabei kamen mindestens 1000 Häftlinge ums Leben. Im Belower Wald mussten Ende April 1945 mehr als 16.000 Gefangene mehrere Tage ohne jede Versorgung unter freiem Himmel lagern und sich unter anderem von Baumrinde ernähren – was heute immer noch an den Rinden etlicher Buchen zu sehen ist.

Viele Häftlinge mussten unter SS-Bewachung weiterziehen und wurden später befreit, woran unter anderem in Raben-Steinfeld bei Schwerin ein Denkmal erinnert. Die Gedenkstätte Todesmarsch gehört zur Stiftung Brandenburgischer Gedenkstätten und liegt am historischen Ort im Belower Wald. Sie wurde 1981 eröffnet und ist inzwischen modernisiert worden. Die zentralen Gedenkveranstaltungen zum 77. Jahrestag der Befreiung der KZ-Gefangenen finden am 1. Mai in den KZ Sachsenhausen und Ravensbrück statt.

Die Veranstaltung in Below beginnt am Freitag um 15 Uhr am Mahnmal. Nach der Kranzniederlegung besteht die Möglichkeit, an einer Führung teilzunehmen. Um Anmeldung wird gebeten – hier

Extra

Am 8. Mai wird im Belower Wald jener Teil der „Bruchstücke45“-Ausstellung eröffnet, der sich mit dem Waldlager und dem Todesmarsch beschäftigt. In der Ausstellung werden anhand von Gegenständen und Erinnerungen Geschichten von Häftlingen auf dem Todesmarsch und nach der Befreiung erzählt. Die Eröffnungsveranstaltung beginnt um 14 Uhr, u.a. wird es eine Kuratorenführung durch die Ausstellung geben.

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