Neue Antisemitismus-Studie

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Eine neue Studie der Europäischen Kommission zeigt die Ergebnisse einer Umfrage, die in allen 28 Mitgliedstaaten der EU geführt wurde. Darin wurden insgesamt 27.500 Menschen zu dem Thema „Die Wahrnehmung von Antisemitismus“ befragt. Die EU Bürger wurden zu folgenden Punkten befragt 1.) ob sie den Antisemitismus, in ihrem Land, als Problem wahrnehmen; 2.) ob sie Juden in ihrem Freundeskreis haben; 3.) ob der Antisemitismus in den letzten fünf Jahren zugenommen hat oder gleich geblieben bzw. gesunken ist und 4.) wie sich die Problematik in verschiedenen Situationen zeigt.

Ein Ergebnis der Studie ist, dass etwa ein Drittel der Europäer glauben, dass sich der Antisemitismus in den letzten 5 Jahren in ihrem Land verstärkt hat. Binnen der EU hat etwa jeder fünfte Befragte (19%) eine jüdische Person im Freundeskreis. In Deutschland sind es gerade einmal 11%, die Freundschaften zu jüdisch Gläubigen pflegen. Im Vergleich dazu sagt eine große Mehrheit von sich (87%), dass sie keine Juden in ihrem näheren sozialen Umfeld kennen.

Zwei Drittel (66%) der befragten Deutschen empfinden Antisemitismus als Problem. Anders in Schweden, wo mit 81% der größte Anteil der Befragten Antisemitismus als Problem wahrnimmt, zählt auch fast die Hälfte (45%) Menschen jüdischen Glaubens zu ihren Freunden. Am anderen Ende der Problemwahrnehmung befindet sich Estland. Die estnische Bevölkerung empfindet Antisemitismus am seltensten als Problem (86%), wo immerhin jede Fünfte (22%) eine jüdische Person im Freundeskreis verortet. In Schweden (71%) und in Deutschland (61%) betrachtet die Mehrheit Antisemitismus als wachsendes Problem über die letzten fünf Jahre hinweg. Damit liegen beide Länder weit über dem europäischen Durchschnitt (36%). In Estland sind es gerade einmal 7%, die eine Zunahme des Antisemitismus wahrnehmen, wobei über die Hälfte (60%) das Problem als gleich bleibend empfindet. Beispielsweise bewerten 71% der deutschen Befragten die Leugnung des Genozids an den europäischen Juden, des Holocaust, als Problem. Auch Judenfeindlichkeit in der Öffentlichkeit und Körperverletzung gegenüber jüdischen Mitmenschen betrachten je 64% als ein präsentes Problem in Deutschland. Ob Antisemitismus in der Politik als Problem wahrgenommen wird ist, mit 50% Ja zu 41% Nein, umstritten. Gleichzeitig sagen über zwei Drittel der Befragten (74%), dass die Menschen in Deutschland nicht gut über die Geschichte, Traditionen und Bräuche der hier lebenden Juden informiert sind. Immerhin wissen genauso viele Personen (75%), dass es als Straftat gilt, zu Gewalt und Hass gegen Menschen jüdischen Glaubens aufzuhetzen. Knapp zwei Drittel (62%) wissen, dass auch die Leugnung des Holocaust in Deutschland strafbar ist. Überrascherweise sagen 69% der deutschen Bürger aus, dass der Nahostkonflikt einen Einfluss auf die Wahrnehmung von in Deutschland lebenden Menschen jüdischen Glaubens haben.

Die Studie der Kommission findet ihr unter: http://ec.europa.eu/commfrontoffice/publicopinion/index.cfm/ResultDoc/download/DocumentKy/85035

Mehr Informationen gibt es zu diesem Thema bei der Bundeszentrale für politische Bildung:
https://www.bpb.de/politik/extremismus/antisemitismus/37945/antisemitismus?p=all

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