
Unsere Interview-Reihe zur Landeskunstschau. Heute mit Christine Lengtat, die in der Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock ausstellt.„Die Kunstschau behandelt das große Gut der Kunstfreiheit, die ein Synonym für die Freiheit einer Gesellschaft ist“, so die Künstlerin.
Drei Fragen an Christine Lengtat
Wie haben Sie das Thema „Unangebracht“ der 35. Landesweiten Kunstschau für den historischen Ort interpretiert?
Christine Lengtat: Meine Arbeit weist gleichzeitig auf das Höchstpersönliche und Gemeinsame. Erst durch den Kontext der Erstaufnahmezelle im DuG wird der Schriftzug „ich“ zu einer beängstigenden bzw. bedrohlichen Aussage. Die Besucher/innen werden mit der Frage nach dem eigenen Beteiligtsein konfrontiert. Dabei stehen gegenwärtige Prozesse der Antidemokratisierung ebenso im Raum wie die Vergangenheit in der Diktatur.
Was würden Sie den Besucher/innen der Ausstellung gerne mit auf den Weg geben oder was sollten sie unbedingt über Ihre Arbeit wissen?
Meine Arbeit bezieht sich auf den Moment des Wiedererlebens alter Ängste aus meiner Kindheit in der DDR. Gleichzeitig habe ich beim Besuch der DuG großes Mitgefühl und Respekt für den Mut der Inhaftierten empfunden. Diese Gefühle möchte ich weitergeben bzw. wachhalten.
Warum sollte man sich die 35. Landesweite Kunstschau in der DuG Rostock aus Ihrer Sicht keinesfalls entgehen lassen?
Die Kunstschau behandelt das große Gut der Kunstfreiheit, die ein Synonym für die Freiheit einer Gesellschaft ist. Bedrohungen und Angriffe betreffen also nicht nur die Künstler und Künstlerinnen, sondern jeden einzelnen. Jeder ist „ich“. Die DuG ist einer der brisantesten Orte für dieses Thema.


Hintergrund
Die Ausstellung „Unangebracht“ (bis 23. März) zeigt an zwei Ausstellungsorten Werke von 50 Künstler/innen und wird von der Kunsthistorikerin Tereza de Arruda kuratiert. Präsentiert werden vielfältige künstlerische Ausdrucksformen wie Malerei, Objekte, Installationen, Performances und ortsspezifische Interventionen. Diese Werke sind das Ergebnis eines intensiven soziopolitischen Austauschs, der aktuelle Themen aufgreift, historische und persönliche Vergangenheiten reflektiert und den Blick auf zukünftige Perspektiven zur Freiheit der Kunst richtet.
Zum ersten Mal kooperieren der Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Mecklenburg-Vorpommern e.V. (BBK MV) und die Kunsthalle Rostock mit der Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen Untersuchungshaft der Staatssicherheit Rostock in Trägerschaft der Landeszentrale für politische Bildung MV. Die Gedenkstätte hat sich seit ihrer Gründung im Oktober 1999 zu einem bedeutenden Ort der Bildungsarbeit über die SED-Diktatur sowie einer lebendigen Erinnerungskultur entwickelt.
Schirmherrschaft/Förderung
Die Ausstellung „Unangebracht“ steht unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und wird gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten Mecklenburg-Vorpommern.
Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock
Grüner Weg 5, 18055 Rostock
Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr
Kunsthalle Rostock
Hamburger Straße 40, 18069 Rostock
Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr
Der Eintritt ist frei.