Reflexion und Aufruf

Das Kunstobjekt von Annette Czerny in der DuG Rostock. Foto: Wiebke Marcinkowski

Unsere Interview-Serie zur Landeskunstschau. Heute mit Annette Czerny und Ulrike Freiberg, die beide in der Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock ausstellen.


Drei Fragen an Annette Czerny

Annette Czerny. Foto: Christine de Boom

Wie haben Sie das Thema „Unangebracht“ der 35. Landesweiten Kunstschau für den historischen Ort interpretiert?

Annette Czerny: Für die eindringliche Umgebung der ehemaligen Stasi-Untersuchungshaftanstalt entwickelte ich eine Rauminstallation, die die Besuchenden einlädt, sich mit der dunklen Geschichte der Überwachung und Repression in der DDR auseinanderzusetzen.

Was würden Sie den Besucher/innen der Ausstellung gerne mit auf den Weg geben – oder was sollten diese unbedingt über Ihre Arbeit wissen?

Die absolute Macht der DDR-Diktatur ermöglichte willkürliche Inhaftierungen wegen „UNANGEBRACHTEM“ Verhalten, wie Verteilen von Flugblättern, Liedtexten oder einfach Verleumdungen. Meine Arbeit für die Ausstellung ist nicht nur eine Reflexion auf die Vergangenheit, sondern auch ein Aufruf, die Lehren aus dieser dunklen Zeit in unsere heutige Gesellschaft zu integrieren. Angesichts des weltweiten Anstiegs von Autokratien ist der demokratische Standard in Gefahr.

Warum sollte man sich die 35. Landesweite Kunstschau in der DuG Rostock aus Ihrer Sicht keinesfalls entgehen lassen?

An beiden Standorten erwarten Sie tiefgründige und künstlerisch wertvolle Positionen wie vielfältige Annäherungen an das Ausstellungsthema.



Drei Fragen an Ulrike Freiberg

Wie haben Sie das Thema „Unangebracht“ der 35. Landesweiten Kunstschau für den historischen Ort interpretiert?

Ulrike Freiberg: Eine Annäherung. Wie antworte ich auf Beschränkung von Freiheit? Was leitet mich? Wofür lebe ich?

Was würden Sie den Besucher/innen der Ausstellung gerne mit auf den Weg geben – oder was sollten diese unbedingt über Ihre Arbeit wissen?

Das weiße Kleid steht unter anderem für die erfolgreiche Friedensbewegung der Frauen in Liberia -„Frauen in Weiß“. Frauen geben Antwort durch ihre Liebe für das Leben. Die weibliche Kraft – solidarisch, spirituell.

Warum sollte man sich die 35. Landesweite Kunstschau in der DuG Rostock aus Ihrer Sicht keinesfalls entgehen lassen?

Ich stehe in einer Haftzelle – selbst die quadratischen Fensterglasbausteine verhindern den Blick nach draußen und lassen mich allein – mir ist leicht übel. Isolation und Panik. Was hilft mir meine Seele zu bewahren?



Aktuell


Hintergrund

Die Ausstellung „Unangebracht“ (bis 23. März) zeigt an zwei Ausstellungsorten Werke von 50 Künstler/innen und wird von der Kunsthistorikerin Tereza de Arruda kuratiert. Präsentiert werden vielfältige künstlerische Ausdrucksformen wie Malerei, Objekte, Installationen, Performances und ortsspezifische Interventionen. Diese Werke sind das Ergebnis eines intensiven soziopolitischen Austauschs, der aktuelle Themen aufgreift, historische und persönliche Vergangenheiten reflektiert und den Blick auf zukünftige Perspektiven zur Freiheit der Kunst richtet.

Zum ersten Mal kooperieren der Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Mecklenburg-Vorpommern e.V. (BBK MV) und die Kunsthalle Rostock mit der Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen Untersuchungshaft der Staatssicherheit Rostock in Trägerschaft der Landeszentrale für politische Bildung MV. Die Gedenkstätte hat sich seit ihrer Gründung im Oktober 1999 zu einem bedeutenden Ort der Bildungsarbeit über die SED-Diktatur sowie einer lebendigen Erinnerungskultur entwickelt.


Schirmherrschaft/Förderung

Die Ausstellung „Unangebracht“ steht unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und wird gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten Mecklenburg-Vorpommern.


Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock

Grüner Weg 5, 18055 Rostock

Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr

Kunsthalle Rostock

Hamburger Straße 40, 18069 Rostock

Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr

Der Eintritt ist frei.