
DDR 1987 – Bilderstreit mit der Stasi. So heißt das Kunstwerk von Christine de Boom zur 35. Landesweiten Kunstschau in der Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock. Die Künstlerin ist am Dienstag in der DuG zu Gast – ebenso wie Udo Richter.
Tipp

Drei Fragen an Christine de Boom
Wie haben Sie das Thema „Unangebracht“ der 35. Landesweiten Kunstschau für den historischen Ort interpretiert?
Christine de Boom: Unangebracht – das ist mir viel zu lasch ausgedrückt für diesen schrecklichen Ort. In der DDR-Zeit saßen hier 4900 Menschen monatelang in Untersuchungshaft der Stasi. Mein Beitrag zur Kunstschau ist ein Bilderstreit, den ich im Jahr 1987 mit der Stasi hatte. Es ist eine von vielen Antworten auf die Frage, wie denn im Alltag unangebrachte Willkür in der DDR spürbar war.
Was würden Sie den Besucher/innen der Ausstellung gerne mit auf den Weg geben – oder was sollten diese unbedingt über Ihre Arbeit wissen?
Ich frage mich heute, wer mehr Angst hatte: die Stasi vor meinen Bildern – oder ich vor deren Drohungen.
Warum sollte man sich die 35. Landesweite Kunstschau in der DuG Rostock aus Ihrer Sicht keinesfalls entgehen lassen?
Weil es laute Rufe in unser Land sind! Schaut her, dieser historische Ort hat Neuigkeiten für Euch. Die Künstler/innen gestalten das Gefängnis mit ihren Arbeiten so, dass wir Freiraum spüren: für Emotionen… und Veränderungen.

Zur Person



Hintergrund
Die Ausstellung „Unangebracht“ (bis 23. März) zeigt an zwei Ausstellungsorten Werke von 50 Künstler/innen und wird von der Kunsthistorikerin Tereza de Arruda kuratiert. Präsentiert werden vielfältige künstlerische Ausdrucksformen wie Malerei, Objekte, Installationen, Performances und ortsspezifische Interventionen. Diese Werke sind das Ergebnis eines intensiven soziopolitischen Austauschs, der aktuelle Themen aufgreift, historische und persönliche Vergangenheiten reflektiert und den Blick auf zukünftige Perspektiven zur Freiheit der Kunst richtet.
Zum ersten Mal kooperieren der Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Mecklenburg-Vorpommern e.V. (BBK MV) und die Kunsthalle Rostock mit der Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen Untersuchungshaft der Staatssicherheit Rostock in Trägerschaft der Landeszentrale für politische Bildung MV. Die Gedenkstätte hat sich seit ihrer Gründung im Oktober 1999 zu einem bedeutenden Ort der Bildungsarbeit über die SED-Diktatur sowie einer lebendigen Erinnerungskultur entwickelt.
Schirmherrschaft/Förderung
Die Ausstellung „Unangebracht“ steht unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und wird gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten Mecklenburg-Vorpommern.
Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock
Grüner Weg 5, 18055 Rostock
Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr
Kunsthalle Rostock
Hamburger Straße 40, 18069 Rostock
Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr
Der Eintritt ist frei.