„Yestertoday“ auf Burg Klempenow

Vom / Fundstücke, Landeskunde

Abzug der Sowjets 1991-94. Foto: Christian Thiel

Auf Burg Klempenow ist am Wochenende die Ausstellung „Yestertoday“ mit der Performance und Installation „Speedtest 676“ zu sehen. Zwei Projekte zum Thema Krieg und Militär. Hier die Infos – und unsere Tipps für Samstag.

Samstag, 16:40 Uhr in der Kirche Klempenow

Gespräch zur Ausstellung „Christian Thiel: Abzug der Russen, 1991-1994“

Mit: Christian Thiel, Christoph Meißner, Thomas Oberender, Moderation: Dr. Frank Wilhelm (Journalist)

Es ist die größte Militäraktion, die es in Friedenszeiten in Europa je gegeben hat. 1991 begann der lange Prozess des Abzugs der roten Armee aus der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, beschlossen im sogenannten Zwei-plus-Vier-Vertrag. Dieses internationale Abkommen, das die Wiedervereinigung Deutschlands Anfang der 1990er Jahre ermöglichte, führte zu einem Kompromiss: Das wiedervereinigte Deutschland wird Mitglied der Nato, verzichtet auf ABC-Waffen, finanziert den Abzug der sowjetischen Truppen und begrenzt seine eigene Truppenstärke auf 370.000 Mann. Fernab der großen Verhandlungstische sollte ein umfassender Veränderungsprozess in Gang gesetzt werden, der Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland bis heute prägt. Kurz nach Abschluss der Verhandlungen öffneten die Militärstandorte der Sowjetunion erstmals ihre Tore für die Öffentlichkeit: Wohnen, Leben, Alltag – in einem unentschiedenen Schwebezustand zwischen Sichtbarkeit und Verschwinden.

Neben dem historischen Rückblick auf den Abzug der Truppen, wird im Gespräch auch das derzeitige Kriegsgeschehen und das aktuelle deutsch-russische Verhältnis in Augenschein genommen und über neue Ansätze des Austauschs nachgedacht.

Samstag, 14:45 Uhr in der Kirche Klempenow

Film „Der große Abzug“

Christian Klemke, Deutschland, 2014, 88 min., Deutsche Originalfassung

Der Film erinnert in zwei Teilen an die entscheidenden Ereignisse jener Jahre des Abzugs der sowjetischen Truppen aus Ostdeutschland von 1991 bis 1994 und die Folgen, die daraus entstanden. Er schildert eine Zeit zwischen Euphorie und Unsicherheit, erzählt von den Erlebnissen und Begebenheiten, den heiteren, kuriosen und auch traurigen, festgehalten in den Erinnerungen von Deutschen und Russen.

Im zweiten Teil erzählt der Film die Geschichte nach dem ‚großen Abzug’, er führt nach Wünsdorf, dem ehemaligen Sitz des Oberkommandos der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland, auf den Teufelsberg mit seiner stillgelegten US-Abhörstation und in die ehemalige französische Wohnsiedlung Cité Foch. Auch die russische Offizierssiedlung Kubinka bei Moskau wird besucht.

Samstag, 16:15 Uhr in der Kirche Klempenow

Dokumentarfilm „Nach Hause“

Elke Windisch, Heiko Walter-Kämpfe, Christian Hermann

Zum Abschluss einer Weiterbildung für junge Journalisten entstand dieses seltene Dokument über den Abzug der Sowjets aus Bad Freienwalde 1992. Das Team, bestückt mit ehemaligen Fernsehschaffenden des DDR-Fernsehens, durfte trotz offizieller Drehgenehmigung innerhalb der Kasernen keine Aufnahmen vornehmen. Außerhalb des Hochsicherheitstrakts bot sich allerdings die Gelegenheit zu selten gehörten Interviews mit sowjetischen Offizieren und ihren Angehörigen.

Die Ausstellung

Das Logo

„Yestertoday.“ In Zusammenarbeit mit regionalen, nationalen und internationalen Partner/innen ist ein Programm an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und politischer Bildung entstanden, welches das weitläufige Gelände der mittelalterlichen Burg Klempenow bespielt. Erstmals nach ihrer umfassenden Renovierung wird auch die aus dem 17. Jhd. stammende Fachwerkkirche Klempenow genutzt. Thema der Veranstaltung: Krieg und Militär.

Mit „Speedtest 676“ (1.-3. September) wird die Ausstellung eröffnet. Der Künstler, Bühnen- und Kostümbilder Bert Neumann (1960-2015) wendete sich in einer seiner letzten Schaffensphasen Objekten aus unserer unmittelbaren Lebenswelt zu: er setzte, ganz aus Holz gebaut, u.a. eine Straßenbahn im Bockenheimer Depot, einen Panzer in der Berliner Volksbühne und Schiffe in der Oper Stuttgart, in den Münchner Kammerspielen und im Schiffbau Zürich in Originalgröße in Szene. 2013 entwarf er für ein Theaterstück des Burgtheaters Wien einen Kampfjet. Ganz aus Holz gefertigt, ist die Skulptur mit einer Größe von 13 x 8 x 5 Metern nun in der großen Halle von Burg Klempenow gelandet.
Die Projekte „Yestertoday“ und „Speedtest 676“ sind Initiativen der gemeinnützigen Bert Neumann Association.

Laufzeit, Öffnungszeiten und Eintritt

Die Ausstellung wird am 1. September um 18 Uhr mit einem Live-Programm eröffnet. Das Eröffnungsprogramm mit Performance, Kino und Gesprächen setzt sich am 2. und 3. September jeweils von 11- 19.30 Uhr fort. Anschließend wird die Ausstellung bis einschließlich 24. September immer mittwochs bis freitags von 16 bis 19 Uhr und samstags und sonntags von 11 bis 19 Uhr geöffnet sein. Der Eintritt kostet 7,00 EUR, unter 12 Jahren ist der Eintritt frei.
Burg Klempenow
Klempenow 15, 17089 Breest
burg-klempenow.de

Facebook