Schwerin, deine Bürgermeister

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Johann Hermann Kuetemeyer trägt weißes Haar und Anzug, ist um die 70 oder 80 Jahre alt und steht in einer Schwarz-Weiß-Aufnahme vor einem Schreibtisch.
Johann Hermann Kuetemeyer war Bürgermeister Nummer 56 – und machte sich auch als Wohltäter einen Namen. Foto: Stadtarchiv/Festschrift der Stiftung von 1904

OB-Wahl in Schwerin: Am 4. Juni ist es so weit. Doch zuvor – eine Reise in die Vergangenheit. Seit 670 Jahren gibt es Bürgermeister in der Stadt. Wir blicken zurück. Auf Wohltäter, junge Hüpfer und Frauenpower. Unser Lesestück zur Wahl in der Landeshauptstadt.

Hans im Bürgermeisterglück

Ein Vorname taucht so häufig in der Liste der Schweriner Bürgermeister auf wie kein anderer: Hans. Siebenmal hieß ein Stadtoberhaupt so, dicht gefolgt von Carl und Johann.*

Alles Carl, oder was?

Bloß nicht durcheinander kommen: Ab 1855 folgte 64 Jahre lang ein Carl auf den nächsten.* Zeitweise waren zwei Carls gleichzeitig im Amt. Denn bis 1940 gab es traditionell zwei Bürgermeister. Der ranghöhere hieß seit 1919 „Oberbürgermeister“.

Der erste Bürgermeister 

… wird 1353 erwähnt: Hermann Wickendorp. Erst 1353? Schwerin ist doch viel älter! Stimmt. Vorher stand der gräfliche Vogt an der Spitze der Stadt, schreibt Bernd Kasten in „Schwerin. Geschichte der Stadt“. Der Vogt war so etwas wie der Vertreter des Grafen und gleichzeitig Vorsitzender des Stadtgerichts.

Seither lenkten 

… 92 Bürgermeister/innen und Oberbürgermeister/innen die Geschicke der Stadt – Wolfram Friedersdorff eingerechnet, der den Posten nach der Abwahl von Norbert Claussen 2008 als erster Stellvertreter des Oberbürgermeisters geschäftsführend von Mai bis Oktober inne hatte.

Heinrich Ludwig Carl Bade 

… ist der einzige Bürgermeister, an den heute in Schwerin noch eine Straße erinnert: der Bürgermeister-Bade-Platz.

Frauenpower

Eine Frau an der Spitze der Stadt – das hat es bislang zweimal gegeben. Die erste war Johanna Blecha (1950 bis 1953), die zweite Angelika Gramkow (2008 bis 2016). Das macht eine Frauenquote von knapp 2,2 Prozent.

Die längste Amtszeit 

… hatte Rudolf Christian Heinrich Kahle inne. Er war 43 Jahre (Mit-)Bürgermeister – von 1800 bis 1843.

Der Wohltäter 

Ein ehemaliger Bürgermeister, der Armen zinslos Geld leiht? Auch das hat es in Schwerin schon gegeben. Er hieß Johann Hermann Kuetemeyer. Bürgermeister war er von 1803 bis 1820. Viele Jahre später, Kuetemeyer ist inzwischen 80 und blickt auf ein privilegiertes Leben zurück, fasst er als „Beweis meiner Dankbarkeit“ einen Entschluss: Er gründet eine Stiftung, die bedürftigen Schwerinern Geld leiht. Kleine Beträge zinslos. Sicherheiten oder Bürgen? Sind nicht wichtig. Was zählt, ist die Notlage. Und ein fleißiger, sparsamer Lebenswandel, ist in alten Schriften im Stadtarchiv zu lesen. Er nennt sie Kuetemeyer-Schencke-Steinicke´sche Stiftung. Nach sich und den Mädchennamen seiner beiden Frauen. Als Kuetemeyer im Sommer 1854 stirbt, werden die Anleihe-Geschäfte wirksam. Wer Geld bekommt, hat zehn Jahre Zeit, es zurückzuzahlen. In selbst gewählten Raten.

Jung, jünger, am jüngsten 

Als Rico Badenschier 2016 Schwerins Oberbürgermeister wurde, war er 38 Jahre alt. Klingt jung? Ein Blick zurück zeigt: Es geht noch jünger. Christoph Seitz (1945 bis 1949) trat sein Amt 1945 mit 31 Jahren an. Johanna Blecha (1950 bis 1953) war 33, Franz Schönbeck (1969 bis 1971) 37 und Horst Pietsch (1971 bis 1977) 36 Jahre.

Wo Rathaus draufsteht

… ist kein Oberbürgermeister drin. Das Gebäude am Markt trägt zwar noch die Aufschrift. Hier findet man ihn aber nur, wenn die Stadtvertretung tagt. Sein Büro hat der OB – wie der Rest der Verwaltung – rund 700 Meter entfernt im Stadthaus. 


* Wer es ganz genau wissen möchte:
Hans Monicke (1425 bis 1430), Hans Knakenhower (1437 bis 1442), Hans Wickendorf (1459 bis 1471), Hans Schulte (1485), Hans Murre (1495), Hans Kopke (1530 bis 1541) und Hans Boldewin (1556 bis 1571)

Carl Julius Gottfried Juhr (1855 bis 1870), Carl Friedrich August Moeller (1858 bis 1866), Carl Ludwig Friedrich Pohle (1866 bis 1883), Carl Christian Heinrich Westphal (1870 bis 1879), Carl Tackert (1883 bis 1911), Carl Prehn (1911 bis 1919)

Johann Joachim Stemwede (1732 bis 1761), Johann Friedrich Gabcke (1782 bis 1796), Johann Hermann Kuetemeyer (1803 bis 1820), Johann Gottlieb Büsing (1820 bis 1833), Johann Andreas Christian Kühm (1852 bis 1855)

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