„Unser Schwert ist Liebe“

Vom / Demokratie

Aus der Einladung

„Unser Schwert ist Liebe.“ Vor der Online-Lesung am 20. April haben wir mit Autorin Gilda Sahebi über die feministische Revolte im Iran gesprochen. Hier der Hintergrund und das Interview.

Die Journalistin und Autorin, die mit vielen Menschen im Iran in engem Kontakt steht, beleuchtet die unterschiedlichen Aspekte der Revolte: die Rolle der Musik, die feministische Perspektive, die lange Geschichte der gewaltvollen Unterdrückung. Sie zeigt, wie die Iraner/innen der furchtbaren Brutalität des Regimes die größte Kraft entgegensetzen: Liebe. Ihr Buch versammelt sehr eindrückliche und berührende Texte über Gegenwart und Geschichte des Iran.

Ihr neues Buch heißt „Unser Schwert ist Liebe“. Was bedeutet dieser Titel?

Gilda Sahebi. Foto: Hannes Leitlein

Gilda Sahebi: Der Titel entstammt dem Song „Meydoone Jang“ der iranischen Rappers Toomaj Salehi. Ich finde diesen Satz so besonders, weil er verdeutlicht, wofür die Menschen im Iran kämpfen: Für Freiheit, für Verbundenheit, für ein Miteinander. Sie kämpfen für Werte und Ideale, das iranische Regime für Macht und Geld. Toomaj spricht diesen Missstand in vielen seiner Lieder an.

Mit drei Worten: Wie würden Sie die Frauen aus dem Iran beschreiben?

Resilient, mitfühlsam, mutig.

Und jetzt die Langfassung: Was passiert da gerade im Iran? Wieso sprechen Sie von einer feministischen Revolution?

Es ist eine feministische Revolution, weil alle Menschen, egal welchen Geschlechts, für Gleichberechtigung und Freiheit kämpfen. Ganz vorne dabei sind Frauen. Sie wissen um ihre Rechte und sie wissen um ihre Kraft – und sie kämpfen gegen patriarchale Strukturen. Je gewaltvoller diese Strukturen, umso kraftvoller der Kampf, umso mutiger der Kampf. Dieser Kampf wird überall auf der Erde geführt, überall ist er anders. Verbunden durch eine Vision der echten Gleichberechtigung aller Geschlechter.

Wie verhalten sich die unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten im Iran?

Der Widerstand gegen das Regime ist in allen gesellschaftlichen Schichten des Landes zu finden. Es gibt keine Schicht, in der nicht die Mehrheit den Sturz der Islamischen Republik will. In den Gebieten der ethnischen Minderheiten wird, auch aufgrund einer langen Geschichte des zivilen Widerstands, besonders ausdauernd protestiert. Akademisch, Arbeiter/innen, Studierende, Stadt, Land – die Menschen sind im Wunsch vereint, das iranische Regime zu stürzen.

Welche Besonderheiten von Protest in einer Diktatur sehen Sie im Iran?

Protest in einer Diktatur ist immer lebensgefährlich. Kommt man an einem Tag lebend und wohlbehalten nach Hause, weiß man nicht, was am nächsten Tag passiert. Es herrscht Willkür, und Angst und Gewalt sind Instrumente einer diktatorischen Herrschaft. Es bedarf vor allem einer sehr großen Geschlossenheit in den Reihen der Protestierenden – und das ist im Iran zum ersten Mal der Fall, deswegen sind diese Proteste anders als alle vorherigen und haben wirklich Potenzial, das Ende des Regimes zu bedeutet.

Die Online-Lesung

Unser Schwert ist Liebe – Die feministische Revolte im Iran

20.4.2023, 17-18:30 Uhr: Online-Lesung

Das Frauenbildungsnetz MV und die Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen Untersuchungshaft der Staatssicherheit in Rostock laden zur kostenfreien Online-Lesung und zum anschließenden Gespräch mit Autorin Gilda Sahebi.

Die Anmeldung zur Veranstaltung ist bis 17. April unter anmeldung@frauenbildungsnetz.de möglich. Die Zoom-Zugangsdaten erhalten Sie zusammen mit der Anmeldebestätigung.

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