Der Grenzturm von Kühlungsborn

Vom / Landeskunde

Fotos: Wiebke Marcinkowski

Von ehemals 27 Grenztürmen an der Küste der DDR sind nur noch zwei erhalten. Einer davon in Kühlungsborn. Der Turm sei Denkmal und Begegnungsort, sagt Sven Becker, Vorsitzender des Vereins Grenzturm. Hier das Interview – und die Bildergalerie.

Der Grenzturm liegt mitten in Kühlungsborn, direkt am Strand. Was erwartet Besucher/innen?

Sven Becker

Sven Becker: Geschichte zum Anfassen, mediales Erleben zu Fluchtversuchen durch Interviews mit Zeitzeugen. Literatur zum Mitnehmen, kostenloser WLAN-Zugang.

Wann wurde der Grenzturm gebaut?
Der Bau fand in den Jahren 1972/73 statt.

Wie wurde er zu DDR-Zeiten genutzt?
Die Türme waren Teil eines Sicherungssystems der damaligen Grenze an der Ostseeküste. Zwei bis vier Mann Besatzung, wobei zwei die Regel waren. Beobachtungen erfolgten per Fernglas und Funkmesseinrichtungen. Über ein Funksystem wurde der Schiffsverkehr beobachtet – ein- und auslaufend auch die zivile Schifffahrt.

Kühlungsborn und die Küste wurden streng überwacht. Republikflucht sollte verhindert werden. Wie funktionierte das?

Die Überwachung wurde über ein komplexes System aus technischen Mitteln abgedeckt, auch bis ins Landesinnere, zum Beispiel über das Meldewesen.

Fluchtversuche gab es trotzdem. Welcher ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Ein Fluchtversuch, welcher gelang, war der von Peter Döbler.

Um das Denkmal kümmert sich heute der Verein Grenzturm. Seit wann gibt es diesen?

Der Verein existiert seit 2002 und hat derzeit ca. 30 Mitglieder. Neben der Vermittlung der Geschichte sind die jährlichen Veranstaltungen zu organisieren und durchzuführen. Wichtig ist auch, den Kontakt zu Zeitzeugen aufrecht zu erhalten.

Wie viele Gäste kommen pro Jahr?
Nach Schätzungen sind es ca. 7000.

Was planen Sie für 2023?
Da wir uns auch weiterentwickeln wollen, bauen wir derzeit neue Konzepte, die uns weiter in die Öffentlichkeit bringen, um unsere Arbeit noch sichtbarer zu machen. Dabei steht auch die Vermittlung an die junge Generation klar im Vordergrund.

Und was geschieht am Turm?

Technisch sind wir gerade mit der Sanierung bestimmter baulicher Mängel beschäftigt, um den Zugang zum Turm auch in Zukunft zu gewährleisten. Auch eine Option, den zweiten Turm in unser Museumskonzept einzubinden, haben wir derzeit auf unserem Tisch. Hier stehen aber sehr hohe Auflagen in Bezug auf den Landschaftsschutz- und Küstenschutz im Vordergrund. Ebenso ist eine Info-Stele in Wittenbeck zu erneuern.

Was empfehlen Sie Ihren Gästen?

Die Aussicht vom Turm auf die Ostsee. Oft kommen wir mit unseren Gästen in einen konstruktiven Erfahrungsaustausch. Das ist der wichtigste Punkt, um überhaupt Gedenkarbeit zu leisten. Manchmal hören wir auch einfach nur zu.

Service

Grenzturm e.V.

Strandpromenade 1a

18225 Kühlungsborn

Telefon: 0162 47 966 54

E-Mail: kontakt@svenbecker.org

Turm- und Museumsbesuch:

Juni bis September: Dienstag, Mittwoch und Freitag von 14-17 Uhr

Oktober bis Mai: Dienstag und Freitag von 14-17 Uhr

Gruppenführungen nach Vereinbarung unter Tel: 0162 47 966 54

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