OB-Wahl: Gesucht wird Nr. 232

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Foto: Julia Boldt/pixabay

Seit mehr als 730 Jahren gibt es (Ober-) Bürgermeister in der Hansestadt Rostock. Insgesamt 230 Männer – und eine Frau. Längste Amtszeit: 52 Jahre. Acht Anekdoten aus dem Geschichtsbuch der Stadt vor der OB-Wahl am Sonntag.

Eberhard, der Erste

Die Bezeichnung „Bürgermeister“ taucht erstmals 1289 auf und wird einem Ratsherrn namens Eberhard Nachtrabe zugeschrieben. Davor lenkten Ratsherren die Geschicke der Stadt. 

Gesucht: Nummer 232

Heinrich Mönch, Heinrich Katzow, Peter Brümmer, Christian Ludwig, Johann Behm – die Liste der Bürgermeister von Rostock ist 231 Namen lang. Ganz gleich, wer die anstehende OB-Wahl gewinnt: Sie oder er wird als Nr. 232 in die Geschichtsbücher der Stadt eingehen. 

Aber bitte mit Ober! 

Fast 640 Jahre lang sind Bürgermeister ohne „Ober“ im Amt. Der Zusatz kommt erst 1927 hinzu. Der Erste, der diesen Titel trägt, ist Ernst Heydemann. Er war von 1919 bis 1930 (Ober-) Bürgermeister der Hansestadt. 

Lang, länger, ein halbes Jahrhundert 

Die längste Amtszeit verbucht Vicko von der Tzepen für sich. Er war von 1417 bis 1469 Bürgermeister. Satte 52 Jahre. Wer solch historische Dinge weiß? Dr. Karsten Schröder, Direktor des Rostocker Stadtarchivs. 

Alles Johann, oder was? 

Johann – dieser Vorname taucht so häufig in der Liste der Rostocker Bürgermeister auf wie kein anderer. Mindestens 18-mal hieß ein Stadtoberhaupt so. Dicht gefolgt von Heinrich (Hinrich). 

230 zu eins 

Wer in der Geschichte von Rostock eine Frau an der Stadtspitze sucht, stößt unter 231 Namen auf einen Treffer: Ida Schillen. Sie kam im November 2004 ins Amt. Allerdings nicht durch eine Wahl, sondern weil der damalige OB Arno Pöker zurückgetreten war. Als dessen Erste Stellvertreterin rückte sie nach. Nach 45 Tagen wird sie jedoch abgewählt. Im Februar 2005 tritt sie trotzdem zur OB-Wahl an. Der Wahlsieg geht aber an Roland Methling.

Dreimal direkt gewählt 

Rund 173.000 Bürgerinnen und Bürger der Hansestadt haben am Sonntag die Wahl, wer neuer Oberbürgermeister bzw. neue Oberbürgermeisterin werden soll. Ihn oder sie direkt zu wählen, klingt längst vertraut – ist aber noch gar nicht so lange möglich: Die Direktwahl wurde erst 1998 in MV eingeführt. In Rostock spielte sie 2002 erstmals eine Rolle. Damit wurden bislang drei von 231 (Ober-) Bürgermeistern direkt gewählt: Arno Pöker, Roland Methling und Claus Ruhe Madsen. 

Bürgermeister? Nur mit Ausbildung! 

Stadtoberhaupt von Rostock zu sein, ist ein Amt, das heutzutage fast jede/r anstreben kann. Denn: Zur Wahl stellen können sich alle Deutschen sowie Unionsbürger/innen, die am Wahltag mindestens 18 und nicht älter als 60 Jahre (bei Wiederwahl: 64) sind und seit mindestens drei Monaten in Rostock leben. 

So weit gefasst waren die Voraussetzungen nicht immer. „Bis 1919 konnte man in Rostock nur Bürgermeister werden, wenn man Ratsherr – später Senator – war, also dem Stadtrat angehörte“, erläutert Stadtarchiv-Direktor Karsten Schröder. „Erst mit der Weimarer Republik wurde der Zugang zu diesem Amt offener. Erstmals waren auch Frauen wählbar. Für die Funktion eines Stadtrates oder eines Bürgermeisters kamen nun alle deutschen Staatsbürgerinnen und -bürger in Betracht, die mindestens 21 Jahre alt waren und mindestens drei Monate in Rostock wohnten.“ Wer Bürgermeister werden wollte, musste sich nun bewerben – und seine Eignung in Form einer Verwaltungs- oder Juristenausbildung nachweisen. 

Während der NS-Zeit wurde der Oberbürgermeister von der NSDAP bestimmt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wählte die Stadtverordnetenversammlung den Oberbürgermeister. „Die Kandidaten wurden von den übergeordneten Staats- und Parteiebenen bestimmt und dann ohne Gegenkandidaten durch die Stadtverordnetenversammlung bestätigt“, so Schröder.

Nach der Wende wurden die Oberbürgermeister von der Bürgerschaft gewählt. Bis der Landtag die Direktwahl beschloss. 


Wer zieht ins Rostocker Rathaus?

Bundesweit gibt es mehr als 330 Oberbürgermeister/innen. Fünf davon in MV. In Rostock wird für dieses Amt außerplanmäßig jemand Neues gesucht. Unser Hintergrund zur OB-Wahl am 13. November – hier…

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