Treuhand – ein deutsches Drama

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Der Hauptsitz der Treuhandanstalt von 1991 und 1994. Foto: Jörg Zägel, Wikipedia

Am 21. und 22. Oktober geht es in Bützow um dieses Thema: Die Treuhand – ein deutsches Drama. Der Hintergrund, alle Infos zum Forum zur Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit – hier.

Das Treffen

Die Teilnahme am 22.10. (ohne Übernachtung) ist kostenfrei. Die Teilnahmegebühr für den 21.10.-22.10. beträgt mit Übernachtung/ Frühstück 30.- € pro Person. Ermäßigungen sind möglich. Ehemalige politische Häftlinge sind kostenfrei (bitte gesondert bei der Anmeldung vermerken).

Bitte beachten Sie, das eine Teilnahme nur nach Zusendung des Anmeldebogens möglich ist. Den Bogen können Sie via Post, aber noch besser via E-Mail an schwerin@fes.de senden. Den Anmeldebogen finden Sie – hier.

Hintergrund

Die Privatisierungsaufgabe der Treuhandanstalt war im Hinblick auf ihren Umfang und ihre Komplexität einmalig. Unter erschwerten Rahmenbedingungen im Übergang von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft wurden tausende Unternehmen auf einmal privatisiert. Aufgrund der wirtschaftlichen Lage in Ostdeutschland fanden trotz intensiver Bemühungen viele Unternehmen keinen Käufer. Durch den technologischen Rückstand, der unter anderem auf zu geringen Investitionen aufgrund der prekären finanziellen Situation der DDR beruhte, bestand in den meisten Betrieben ein immenser Sanierungsbedarf.

Die damalige Bundesregierung war davon überzeugt, die Betriebe der DDR aus der Planwirtschaft ohne Umwege in die Marktwirtschaft überführen zu können. Diese Prämisse der Privatisierung als beste und schnellste Sanierung versuchte ohne Sanierungsinvestitionen auszukommen, was den Wert der Unternehmen rapide sinken ließ. Stattdessen gewährte die Treuhandanstalt Preisnachlässe und vereinbarte im Gegenzug, durch Vertragsstrafen abgesichert, Beschäftigungszusagen. Diese waren jedoch schwer durchzusetzen. Das Tempo der Privatisierung verhinderte einen geordneten Strukturwandel, der durch ergänzende Maßnahmen die Entstehung von Wachstumskernen ermöglicht haben könnte.

Ostdeutschland wurde also im Schnelldurchgang von der Planwirtschaft auf die Globalisierung umgestellt, während Westdeutschland durch den „Vereinigungsboom“ eine gewisse Schonfrist in der Anpassung an die veränderten Bedingungen der globalen Wirtschaft hatte.

Die politischen Forderungen an die Treuhand (Erhalt der Unternehmen und Arbeitsplätze, weltmarkttaugliche Sanierung, schneller Erfolg und gewinnbringender Verkauf) stellten sich als kaum erfüllbar heraus. Eine effizient arbeitende Privatisierungsagentur, in der nach transparenten Kriterien entschieden wird, war die Treuhand nie. Angesichts des Zeitdrucks, unter dem sie agierte, konnte sie dies auch nicht sein. Die weitreichenden Entscheidungsspielräume, die ihr die Bundesregierung konzedierte, gab sie an ihre Mitarbeiter weiter. Nur so ließ sich innerhalb von vier Jahren eine ganze Volkswirtschaft privatisieren.

Die Tagung analysiert die Hintergründe und Rahmenbedingungen der Treuhandvergangenheit, vermittelt Wissen über die Treuhandanstalt und bietet Gelegenheit, ihr Wirken zu reflektieren. Ziel ist es überdies die Frage zu beantworten, ob und wie das Treuhand-Drama, das im Laufe der Jahre auch zu einem Treuhand-Trauma geworden ist, überwunden werden kann.

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