Die stillgelegte Justizvollzugsanstalt auf dem Lindenberg in Neubrandenburg war bis Ende 1989 die neueste Spezialhaftanstalt der Staatssicherheit mit knapp 200 Zellen und Verhörräumen. In den 1990er-Jahren wurde der Lindenberg zur JVA umgebaut und 2018 endgültig geschlossen. Am 28. Juni gibt es Führungen durch das Gebäude.
Bauliche Gegebenheiten hatten eine Begehung ohne Erklärung und Hilfe durch Ortskundige bislang nicht zugelassen. Am kommenden Dienstag können Interessierte jetzt an Führungen (14 bis 18 Uhr) teilnehmen – auf Initiative der Vier-Tore-Stadt Neubrandenburg, der Hochschule Neubrandenburg und der RAA-Geschichtswerkstatt zeitlupe. Für diesen Tag konnten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Justiz gewonnen werden, die ab den 90er-Jahren in der ehemaligen JVA gearbeitet haben und mit dem Gebäude entsprechend vertraut sind.
Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt wird an dem Tag der offenen Tür ab 14 Uhr auf dem Lindenberg vor Ort sein. Die benachbarte Außenstelle des Stasi-Unterlagen-Archivs bietet ein begleitendes Programm und wird von 14-18 Uhr Informationen zu ihrer Arbeit geben.
Als Teil des Stasi-Unterlagen-Archivs ist die Außenstelle für Anträge auf Akteneinsicht zuständig. Öffentliche Führungen durch das Archiv sind für 15 Uhr und 16:30 Uhr geplant. Drei Professoren der Hochschule Neubrandenburg bereiten derzeit ein oral-history-Projekt vor, in dem Stimmen der vom DDR-Unrecht Betroffenen für die Sozialgeschichte der Zivilgesellschaft Mecklenburg-Vorpommerns bewahrt werden sollen. Die Veranstaltenden hoffen, dass sich an diesem Tag auch Zeitzeugeninnen und -zeugen vor Ort melden, deren Wissen und Erfahrungen über die Zustände von vor 1990 dringend gesucht werden.
Die Haftanstalt auf dem Lindenberg wurde erstmals im Jahr 1987 in Betrieb genommen. Anfang der 1990er Jahre fanden umfangreiche Umbaumaßnahmen am und im Gebäude statt. Auch wenn die Räumlichkeiten anschließend fast 30 Jahre als Justizvollzugsanstalt nach bundesdeutschem Recht bis zu ihrer Stilllegung im Jahr 2018 genutzt wurden, blieb der Eindruck einer DDR-Haftanstalt „neuen Typs“ bis heute erhalten.
Unterstützung für den Tag der offenen Tür kommt vom Land Mecklenburg-Vorpommern, in dessen Zuständigkeit sich die Liegenschaft befindet. Die Veranstaltung wird durch die Hochschule Neubrandenburg und die RAA-Geschichtswerkstatt zeitlupe beratend und logistisch sowie durch die Landeszentrale für politische Bildung finanziell unterstützt.
Da die Parkplätze vor Ort begrenzt sind, empfiehlt sich eine Anfahrt mit dem öffentlichen Nahverkehr. Es wird darauf hingewiesen, dass keine Barrierefreiheit besteht.