Jung und jüdisch in der DDR

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Wie fühlten sich junge Jüdinnen und Juden in der DDR? Welche Bedeutung hatten die Familie, die jüdische Gemeinschaft, aber auch das nichtjüdische und gesellschaftliche Umfeld und die Shoah für ihr jüdisches Selbstverständnis? Sandra Anusiewicz-Baer und Lara Dämmig haben dem nachgespürt und ein Buch darüber geschrieben – das sie am 9. Juni in der Volkshochschule Rostock vorstellen. 

Ab 1961 fand jedes Jahr das jüdische Kinderferienlager des Verbands der jüdischen Gemeinden in der DDR im heutigen Mecklenburg-Vorpommern statt, in den 1970er und 1980er Jahren in Glowe auf der Insel Rügen. Es unterschied sich von den sonst üblichen Betriebs- und Pionierferienlagern schon allein dadurch, dass die Kinder nicht mit Frühsport geweckt wurden und an Fahnenappellen teilnehmen mussten. Stattdessen feierten sie gemeinsam den Schabbat und wurden im „koscheren Stil“ verpflegt.

Die jüdischen Kinder, die aus der ganzen DDR dorthin kamen, wuchsen meist in einem nichtjüdischen Umfeld auf. Sie wussten wenig über das Judentum, ihre Familiengeschichten waren von Verfolgung und Exil geprägt. Für sie bot das Ferienlager eine erste Begegnung mit dem Judentum und mit anderen jüdischen Kindern. Es war ein geschützter, aber auch vor der Mehrheitsgesellschaft verborgener jüdischer Ort in der DDR. 

Das Buch ist im Hentrich & Hentrich Verlag erschienen; ISBN: 978-3-95565-466-5

Sandra Anusiewicz-Baer und Lara Dämmig haben für ihr Buch „Jung und jüdisch in der DDR“ ostdeutsche Jüdinnen und Juden interviewt, die – wie sie selbst – als Kinder und Jugendliche in den jüdischen Gemeinden der DDR aufwuchsen. Sie berichten darüber, was es für sie bedeutete, zu DDR-Zeiten jüdisch zu sein, und sie erinnern sich an das jüdische Kinderferienlager an der Ostsee, seine Kinder, Betreuerinnen und Betreuer. 

Am Donnerstag, 9. Juni sind die beiden Autorinnen gemeinsam mit Verlegerin Nora Pester in der Volkshochschule Rostock zu Gast. Um aus ihrem Buch zu lesen und mit ihren Zuhörerinnen und Zuhörern ins Gespräch zu kommen. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung statt.

Termin: 9. Juni, 18 bis 19.30 Uhr

Ort: Volkshochschule der Hanse- und Universitätsstadt Rostock, Am Kabutzenhof 20a, in der Aula

Anmeldung: unter www.vhs-hro.de

Der Eintritt ist frei. 

Dr. Sandra Anusiewicz-Baer leitet das Zacharias Frankel College, eine Ausbildungsstätte für konservative/Masorti Rabbinerinnen und Rabbiner in Berlin. Sie ist in der Dresdner jüdischen Gemeinde aufgewachsen. Foto: Maria Conradi

Lara Dämmig arbeitet für mehrere jüdische Organisation in Berlin. 1998 war sie Mitbegründerin von Bet Debora, einem europäischen Netzwerk jüdischer Frauen. Sie war Mitglied der Ostberliner jüdischen Gemeinde. Foto: Sharon Adler

Dr. Nora Pester ist die Verlegerin des auf jüdische Kultur und Zeitgeschichte spezialisierten Hentrich & Hentrich Verlags in Leipzig. Foto: Christiane Gundlach

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