Ausgezeichnet!

Vom / Demokratie, Landeskunde

Foto: Carsten Büttner

Die Neubrandenburger Geschichtswerkstatt zeitlupe macht seit fünf Jahren Projektarbeit zur Geschichte des Nationalsozialismus. Dafür erhält sie jetzt einen Preis: den Obermayer Award. Er wird am Dienstag verliehen.

Was verbirgt sich hinter der „zeitlupe“?

Das Projekt „zeitlupe | Stadt.Geschichte & Erinnerung“ engagiert sich in der politisch-historischen Bildungsarbeit zur Geschichte des Nationalsozialismus in und um Neubrandenburg. Zum Beispiel mithilfe von szenischem Spiel, Musik und Graffiti-Workshops, die Kinder und Jugendliche anregen sollen, sich mit der Geschichte ihrer Region auseinanderzusetzen. Oder mit Bildungsprojekten, etwa zur Geschichte des ehemaligen KZ-Außenlagers Rechlin oder zu Sinti-Kindern im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, in denen Schüler unter professioneller Anleitung multi-mediale Materialien für den Unterricht entwickeln – die dann Lehrkräften und Interessierten in ganz MV digital zur Verfügung stehen. Auch für Erwachsene bzw. ältere Menschen hält die Geschichtswerkstatt Angebote bereit.

Im Mittelpunkt stehen Projekte, die einen direkten Bezug zur Lebenserfahrung der Jugendlichen und Erwachsenen herstellen. Ein Beispiel dafür zeigt das Beitragsfoto: Es stammt von einer Projektwoche mit Auszubildenden der Kranken- und Altenpflege und anderen Gesundheitsberufen. Thema waren die medizinischen Experimente, die im KZ Ravensbrück durchgeführt wurden, sowie der Widerstand gegen diese Versuche.

Träger des Projekts ist die Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie e. V. Mecklenburg-Vorpommern, kurz RAA. 

Wann wird der Preis verliehen?

Am Dienstag, 25. Januar im Berliner Abgeordnetenhaus. Die Verleihung wird ab 18 Uhr im Internet als Live-Stream unter Watch the 2022 Awards Ceremony — Widen the Circle übertragen. Ab 20 Uhr steht eine Wiederholung (auf Englisch) zur Verfügung.

Was sind die Obermayer Awards?

Sie würdigen deutsche Bürger/innen und Organisationen, die sich für die Erinnerung an die wichtige Rolle, die die jüdische Bevölkerung vor der Zeit des Nationalsozialismus über Hunderte von Jahren für die deutsche Gesellschaft spielte, einsetzen. Ausgezeichnet werden darüber hinaus Menschen, die sich ausgehend von den Lehren aus der Geschichte der Bekämpfung von Vorurteilen und Rassismus widmen und die Verständigung zwischen verschiedenen Gruppen fördern. 

„Diese innovativen, engagierten Preisträger/innen der Obermayer Awards 2022 sind Vorbilder – nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern, in denen man sich bemüht, ein Vermächtnis von brutalem Rassismus und Diskriminierung zu überwinden“, so Joel Obermayer, Geschäftsführer der Organisation Widen the Circle, die die Awards verwaltet. „Wir freuen uns besonders, dass unter den diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträgern so viele sind, die mit jungen Menschen arbeiten. Denn wir brauchen das Engagement einer neuen Generation, um eine bessere Zukunft zu schaffen.“ 

Der Name der Auszeichnung geht auf Dr. Arthur S. Obermayer (1931-2016) zurück, der die Awards im 2000 gemeinsam mit seiner Frau Dr. Judith H. Obermayer ins Leben gerufen hat. 

Welche Projekte werden 2022 ausgezeichnet?

Insgesamt werden sechs Projekte bzw. Personen ausgezeichnet. Neben „zeitlupe“ sind das: 

  • Erinnerungsort BADEHAUS (Wolfratshausen, Bayern): Das Museum vermittelt die komplexe Geschichte des Lagers „Föhrenwald“ in Bayern. 
  • Josef Wißkirchen (Pulheim, Nordrhein-Westfalen)Der pensionierte Lehrer gehört zu den produktivsten deutschen Autoren im Bereich jüdischer Lokalgeschichte. 
  • Bubales und Shlomit Tripp (Berlin): Das mobile Puppentheater, 2011 gegründet, vermittelt deutschlandweit jüdische Kultur, Traditionen und Feiertage und wirkt so Klischees und Vorurteilen entgegen. 
  • Förderkreis Synagoge Laufersweiler und Christof Pies (Rheinland-Pfalz)Der Förderkreis engagiert sich seit 33 Jahren in der Gedenkarbeit; er vermittelt insbesondere jüngeren Menschen ein tieferes Verständnis des einst blühenden jüdischen Lebens der Gemeinde in Rheinland-Pfalz. 
  • Treibhaus e.V. (Döbeln, Sachsen): Der Fokus dieses Vereins liegt auf der generationenübergreifenden soziokulturellen Arbeit in Döbeln, einer Stadt, in der es eine aktive rechte Szene gibt. Die Aktivitäten reichen von Kultur- und Sportveranstaltungen bis hin zu Bildungsangeboten, offenen Werkstätten und Bildungsfahrten. 

Nähere Informationen 

… zum Projekt „zeitlupe“ gibt es unter www.zeitlupe-nb.de.

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