Barth. Chausseestraße. Eine Mauer mahnt. Und erinnert. An rund 6000 Häftlinge, die hier für die Heinkel-Flugzeugwerke zwangsarbeiten mussten. Das Mahnmal ist Ausgangspunkt für einen Lehr- und Gedenkpfad.
„Wie beim Viehverkauf auf dem Markt suchte man uns aus.“ Mit diesen Worten beschreibt eine Zeitzeugin einen Tag im Dezember 1943. Sie muss, wie alle anderen Frauen auch, auf dem Appellplatz im Lager Ravensbrück antreten. „Man zwang uns sogar den Mund zu öffnen und besah sich unsere Zähne.“ Wer jung und gesund war, wird abtransportiert. Ins Lager Barth zur Zwangsarbeit im Flugzeugwerk Heinkel.
Das Rostocker Unternehmen hat zum Schutz vor Luftangriffen einen Teil seiner Produktion auf den Fliegerhorst verlagert. Die Flugzeughallen dienen als Werkhallen und sechs Kasernen werden zum Konzentrationslager. Einem Außenlager des KZ Ravensbrück. Barth gilt als sicherer Ort: Seit Sommer 1940 befindet sich hier das Stalag Luft I, ein Kriegsgefangenenlager für Angehörige der westalliierten Luftstreitkräfte. Das minderte das Risiko von Luftangriffen.
Sechs Stelen, Bilder und Texte
Am 9. November 1943 trifft der erste dokumentierte Häftlingstransport im KZ ein. Bis Ende April 1945 werden es ungefähr 6000 Frauen und Männer sein. Sie fertigen am Fließband Einzelteile, arbeiten im Glühbad, montieren Flugzeugkomponenten. Wer krank wird oder die harte Arbeit nicht überlebt, wird durch neue Häftlinge ersetzt. Aus Ravensbrück, Auschwitz, Buchenwald, Sachsenhausen, Neuengamme und Peenemünde. Tote und getötete Häftlinge werden im Krematorium in Rostock verbrannt bzw. auf dem Barther Friedhof oder in Massengräbern verscharrt.
Ende April 1945 räumt die SS das Lager. Wer gehen kann, wird in Richtung Rostock getrieben. Kranke, Schwache und Tote werden zurückgelassen. Wer sich auf dem Todesmarsch nicht weiterschleppen kann, wird erschossen. Das Lager selbst wird am 2. Mai von Truppen der Roten Armee befreit.
Insgesamt sechs Stelen führen die Besucher auf dem Lehr- und Gedenkpfad über das ehemalige KZ-Gelände. Bilder und Texte erzählen von der Geschichte des Ortes, vom Konzentrationslager und von Zeitzeugen.
Hintergrund
Gedenkstättenführer. Bildungsarbeit an historischen Orten zur Geschichte politischer Gewalt im 20. Jahrhundert in Mecklenburg-Vorpommern.
Herausgegeben von der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern
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Tipp II
Der Grenzparcours am Mechower See
Schlagsdorf war ein Dorf im DDR-Sperrgebiet. Noch heute sind dort Spuren der innerdeutschen Grenze zu finden. Unser Tipp für einen Spaziergang: der Parcours „Grenzwege Schlagsdorf“.