Das Schaufenster des Landes

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Die Landesvertretung in Berlin. Foto: LVMV, Markus Hawlik

Die Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern in Berlin: Seit anderthalb Jahren ist Antje Draheim hier die Chefin. Im Interview spricht sie über Aufgaben in der Hauptstadt, Herausforderungen in der Corona-Pandemie – und einen Heimathafen in der Ferne.

Was bedeutet die Corona-Pandemie für Ihre Arbeit?

Antje Draheim: Die Pandemie ist eine riesige und noch andauernde Herausforderung, die unsere Arbeit direkt berührt. Ob in der Gesetzgebung oder bei der Organisation der Rahmenbedingungen für das Leben unter Pandemie-Bedingungen: Wir haben große Pakete zum Bevölkerungs- und Infektionsschutz, zu den Hilfsprogrammen für die Wirtschaft und die sozialen Einrichtungen, zur Unterstützung von Familien und Kindern verabschiedet.

Wie sieht derzeit Ihr Arbeitsalltag aus?

Die Kolleginnen und Kollegen in allen Landesvertretungen und auch im Bundesrat arbeiten unter Pandemie-Bedingungen. An vielen Sitzungen können – wenn überhaupt – nur noch wenige Personen teilnehmen, vieles läuft digital ab und/oder im Home Office. Das ist für umfangreiche Kommunikationsprozesse nicht immer einfach. Dass meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das sehr gut hinbekommen, ist eine Leistung, vor der ich großen Respekt habe.

Gibt es weitere Einschränkungen in der Pandemie?

Als „Schaufenster des Landes“ können wir uns derzeit nur digital und nur sehr eingeschränkt öffnen und zeigen. Kultur und Kunst, viele fachliche Veranstaltungen finden nicht mehr statt oder nur in Online-Formaten. Das ist sehr traurig.

Antje Draheim. Foto: Thomas Trutschel/photothek.net

Offiziell sind Sie „Staatssekretärin für Bundesangelegenheiten und Bevollmächtigte des Landes MV beim Bund“. Können Sie Ihren langen Titel kurz beschreiben?

Ich schmunzle immer ein wenig, wenn mein Titel zum Beispiel bei einer Veranstaltung vorgetragen wird. Der Titel ist wirklich lang – aber dahinter verbirgt sich der schönste Job der Landesregierung!

Und jetzt die Langfassung…

Ich vertrete die Interessen unseres Landes beim Bund, das heißt, ich bereite die Gesetzgebung im Bundesrat vor, diskutiere dies auch mit den Fraktionen im Bundestag, tausche mich mit unseren Bundestagsabgeordneten aus Mecklenburg-Vorpommern regelmäßig zu aktuellen Gesetzgebungsprozessen und politischen Fragen aus. Ich berichte im Kabinett zu den Bundesratssitzungen – das Kabinett muss ja eine Meinung, eine Haltung zu den Vorlagen im Bundesrat entwickeln. Das Ergebnis sind die „Voten“, also das Abstimmungsverhalten des Landes im Bundesrat.

Wofür ist die Landesvertretung noch zuständig?

Mit der Landesvertretung sind wir die Kontaktstelle in die anderen Länder – auch über deren Landesvertretungen -, zu ausländischen Botschaften, zu Verbänden und Interessenvertretungen, zu Kirchen und Journalistinnen und Journalisten; zu jedem, der Interesse an unserem Land zeigt, der Fragen hat, der einen Kontakt im Land sucht.

Und wir sind, das sagte ich ja schon, das „Schaufenster unseres Landes“ – für Wirtschaft, Kultur, Kunst, Wissenschaft. Wir sind die „Botschaft“ von MV, wir präsentieren unser schönes Heimatland in Berlin, wir sind Begegnungsstätte und Kommunikationsplattform.

Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen Sie dabei?

Wir sind ein Team von 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir haben Fachreferate, die sich thematisch um die großen Schwerpunkte kümmern, die mit den jeweiligen Ministerien und Behörden in Mecklenburg-Vorpommern zusammenarbeiten. Wer mal schauen möchte: Im Video zum „Tag der Offenen Tür 2020“ gibt es einen Einblick in unsere Arbeit.

Zum Bundesrat. Wie bereiten Sie die Sitzungen vor?

Das Team der Landesvertretung begleitet das gesamte Verfahren einer Bundesratssitzung von Anfang bis zum Ende. Dies beginnt mit der Vorbereitung des Bundesratsplenums. Die Fachreferent/innen nehmen an den Fachausschüssen des Bundesrates teil, die eine Empfehlung zu jeder Vorlage an das Bundesratsplenum erarbeiten.

Soweit Schritt eins. Welche Schritte folgen?

Vor Ort in Berlin koordinieren wir mit den anderen „A-Ländern“ (Länder mit SPD-Regierungsbeteiligung) die politisch besonders bedeutsamen Gesetzesvorhaben – das meint, dass wir versuchen, einen gemeinsame Linie zu finden und Kompromisse überall dort zu suchen, wo es Unterschiede gibt. Wichtig ist unser Werben für besondere landespolitische Interessen bei den anderen Ländern, der Bundesregierung und den Fraktionen im Bundestag. Ich als Bevollmächtigte, meine Koordinierungschefin und unsere Fachfrauen und -männer arbeiten dabei ganz eng mit der Staatskanzlei und den Ministerien in Schwerin zusammen. Bei uns ist es zudem so, dass die Dienstellenleiterin die Vorlagen für den Koalitionspartner koordiniert, also für die CDU und die „B-Länder“.

Kurz: Wir bereiten die Sitzung des Bundesrates für die Ministerpräsidentin bzw. für weitere anwesende Bundesratsmitglieder unseres Landes vor.

Wie geht es nach der Sitzung weiter?

Im Nachgang einer jeden Bundesratssitzung berichte ich im Kabinett über die Beschlüsse des Bundesrates und informiere über Social-Media-Kanäle. Wir veröffentlichen die Ergebnisse und das Abstimmungsverhalten von MV sowie wichtige Initiativen, Anträge als auch Reden von MV im Internet.

Antje Draheim im Bundesrat. Foto: Frank Bräuer

In einer Zeit ohne Corona. Wie viele Veranstaltungen finden pro Jahr in der Landesvertretung statt?

In einem „normalen“ Jahr sind es gut und gern 100 Veranstaltungen. Vom eigenen großen und kleinen Event, über Veranstaltungen, die andere in unseren Räumlichkeiten durchführen und für die wir gern Gastgeberin sind, bis hin zu Besuchergruppen und fachlichen Beratungen und Sitzungen.

Welche Events sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Jede Veranstaltung ist auf ihre Art besonders. Drei möchte ich hier aufzählen. Ich erinnere mich zum Beispiel gern an den Parlamentarischen Abend des Sports mit dem Landessportbund und der Sportministerin – im Fokus waren die geplanten Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokio 2020. Sogar der japanische Botschafter war zu Gast und kam mit unseren Athletinnen und Athleten ins Gespräch.

Beeindruckend war auch der Parlamentarische Abend der Deutschen Marine – so viele gut gekleidete Herren haben wir sonst selten auf einmal bei uns… Nein, Spaß beiseite: Rostock ist der Hauptsitz des Deutschen Marinekommandos – die Deutsche Marine ist für unser Land sehr wichtig und ich bin sehr gern Gastgeberin eines solchen Abends.

Und Nummer drei?

Der Festabend zum 30. Geburtstag unserer Nationalen Naturlandschaften, den wir gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium und dem Umweltfotofestival horizonte zingst organisieren durften. Eine tolle Begleitausstellung wurde an dem Abend eröffnet, die dann leider – aufgrund des ersten Lockdowns – nur „digital“ Besucherinnen und Besucher empfangen konnte.

Bei vielen Veranstaltungen geht es ja auch um Werbung, um Kontakte nach MV. Können Sie ein Beispiel nennen?

Im Rahmen der Veranstaltung „Start-Ups zum Anbeißen“ hatten wir Frauen und Männer der Berliner Szene, der Start-Up-Branche aus MV und verschiedene Gäste aus der Wirtschaft vor Ort. Es geht uns dabei immer um Austausch und Vernetzung. Im besten Fall sind die Teilnehmenden so von den Angeboten aus Mecklenburg-Vorpommern überzeugt, dass sie zu uns kommen und sich hier mit ihrem Unternehmen oder Start-Up niederlassen. Diese „Werbung“, so wie Sie es nennen, betrifft dann viele Bereiche, u.a. Kultur, Gastronomie und Tourismus.

Die Landesvertretung ist auch Heimathafen für Menschen aus MV. Wer kommt denn so vorbei?

Ministerinnen und Minister, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie Landräte gehören zu den regelmäßigen Gästen. Sie nutzen wie Landtagsabgeordnete und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Landeseinrichtungen, Vertreter aus Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft die Gelegenheit zum fachlichen und politischen Austausch. Auch mit den Bundestagsabgeordneten aus MV treffe ich mich regelmäßig zur Diskussion in unserer Landesvertretung. In Pandemiezeiten geht das meistens auch digital, aber gerade das „kleine Gespräch am Rande“ fehlt in diesen Zeiten. Das gemeinsame Entwickeln von Ideen und Projekten braucht unmittelbare, persönliche, direkte Kommunikation.

In der Landesvertretung können sich auch Schulgruppen anmelden.

Ich begrüße normalerweise häufig Schülerinnen und Schüler aus dem Land, auch Anwärter/innen der Fachhochschule Güstrow – und berichte von unserer Arbeit im Bundesrat. Mit ihnen über Politik, Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu diskutieren, macht besonders viel Spaß.

Was ist mit Leuten aus MV, die in Berlin leben?

Die kommen mittlerweile zahlreich in die Landesvertretung. Einige haben wir in unserer Besuchsreihe #mvhältzusammen-MVler in Berlin ausfindig gemacht und sind jetzt im regelmäßigen Austausch. Wir wollen das Know How unserer „Landeskinder“ nutzen: die Draufsicht von außen kann gute Impulse geben – und wir im Land sehen, was für hervorragende Köpfe wir hervorbringen.

Kajüten-Schnack mit Staatssekretärin Antje Draheim (M.) und Gast Adriana Lettrari (r.). Moderatorin: Shelly Kupferberg. Foto: Landesvertretung

Und lassen Sie uns raten: In der Kajüte fühlen sich die Gäste am wohlsten.

Das stimmt. Die Kajüte ist ein besonderer Ort. Seitdem wir sie 2019 reaktiviert haben, gibt es viele Fans. Das liegt auch an den besonderen Ausstellungsstücken, die wir erhalten haben, u.a. ein Original-Bullauge der Gorch-Fock als Dauerleihgabe von der Marine. Die Kajüte ist modern renoviert und in maritimen Blau gehalten, hat eine standesgemäße Theke, viele maritime Kennzeichen und gemütliche Sitzecken. Wir haben sogar ein eigenes Logo – mit Steuerrad – und ein eigenes digitales Format für unsere Kajüte: den „Kajüten-Schnack“, abrufbar auf unserer Homepage.

Kontakt

Vertretung des Landes Mecklenburg-Vorpommern beim Bund

In den Ministergärten 3

10117 Berlin

Telefon: 030 – 20604 6 (Zentrale)

E-Mail: poststelle@lv.mv-regierung.de

Internet: www.regierung-mv.de

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