Als Dachverband vertritt der Landesfrauenrat Mecklenburg-Vorpommern die Interessen von 48 Vereinen, Verbänden und Organisationen. In einem neuen Projekt werden jetzt Demokratiecoaches ausgebildet. Im Interview erklären Dr. Yvonne Niekrenz (Projektleitung) und Maria Lichtermann (Projektreferentin) die Hintergründe.
Wie werden Demokratiecoaches ausgebildet?
In fünf Kursen, die jeweils zwei Tage dauern. Dabei werden sowohl hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Mitgliedsverbände des Landesfrauenrates als auch ehrenamtlich Tätige fortgebildet.
Wann beginnt der erste Workshop?
Der erste Workshop findet vom 10. bis 11. November 2020 statt und beleuchtet verschiedene Aspekte der Demokratie, die eigenen Erfahrungen damit und die Wege demokratischer Entscheidungsfindung.
Wann gingen die Vorbereitungen los?
Das Projekt ist im Februar 2020 gestartet. Seit April ist das Team – bestehend aus zwei Mitarbeiterinnen – komplett. Momentan befinden wir uns in der Planungs- und Organisationsphase. Es passiert gerade viel Netzwerkarbeit – soweit dies durch die Einschränkungen der Pandemie möglich ist.
Wie sind die Verbände des Landesfrauenrates vernetzt?
Die Strukturen der einzelnen Vereine und Verbände sind sehr unterschiedlich, daher ist auch die Vernetzung vielfältig. Einige Vereine sind durch die räumliche Nähe zueinander sehr eng verbunden, andere werden durch Tagungen und Delegiertenkonferenzen erreicht. Das Ziel der Vernetzung ist vor allem die Interessenvertretung der Verbände auf politischer Ebene.
Ist der Beratungsbedarf in den Vereinen denn größer geworden?
Auf jeden Fall. Politischer Populismus nimmt zu und das bekommen die Frauen und ihre Vertretungen in den Vereinen deutlich zu spüren. Dem Thema Gleichstellung wird beispielsweise die Legitimität abgesprochen. Für andere ist Rassismus eine alltägliche Erfahrung. Weil die Mitgliedsverbände dies vermehrt berichtet hatten, hat der Landesfrauenrat M-V sich um die Förderung durch „Zusammenhalt durch Teilhabe“ beworben. Als bundesweit erster Landesfrauenrat setzen wir ein Projekt in diesem Programm „Zusammenhalt durch Teilhabe“ um.
Beschreiben Sie bitte eine typische Hilfe.
Es herrscht oft eine allgemeine Unsicherheit im Umgang mit Mitmenschen. Was darf ich noch zu bestimmten Themen sagen, ab wann ist eine Aussage diskriminierend, was entgegne ich gruppenbezogener Ausgrenzung, wie gehe ich mit Hass in sozialen Medien um? In solchen Situationen hilft ein Demokratiecoach durch Aufklärung, Vermittlung und konkrete, auf den Einzelfall bezogene Hilfestellungen.
Wie kann ein Demokratiecoach eingreifen?
Wenn sich ein Vereinsmitglied wegen bestimmter Verhaltensweisen oder Aussagen unwohl fühlt, muss es nicht mit sich hadern, sondern kann den kurzen Weg nutzen und sich an einen Demokratiecoach wenden. Dieser ist in seinem Verein sozial akzeptiert und wirkt als Vertrauensperson. Viele Unklarheiten lassen sich so schnell und unkompliziert beseitigen, bevor sie „aus dem Ruder laufen“.
Das Projekt
„Dialograum schaffen – Geschlechtergerechtigkeit leben – Vielfalt gestalten“ ist ein Projekt des Landesfrauenrats Mecklenburg-Vorpommern e.V. Es bildet Demokratiecoaches aus, die in ihren Vereinen im Umgang mit diskriminierenden, menschen- und demokratiefeindlichem Verhalten unterstützend zur Seite stehen.
Kontakt
Infos: www.zusammenhalt-durch-teilhabe.de
Kontakt: www.landesfrauenrat-mv.de
Mail: niekrenz@landesfrauenrat-mv.de
Förderung
Gefördert durch das Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat im Rahmen des Bundesprogramms „Zusammenhalt durch Teilhabe“. Gefördert durch die LpB Mecklenburg-Vorpommern sowie Europäische Struktur- und Investitionsfonds.