Zeichen setzen gegen Hass!

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Christian Heincke vom Projekt „Helden statt Trolle“

Lügen, Hass, Verschwörungsmythen. Das Internet ist voll davon. Wie kann man darauf reagieren? Wir haben bei Christian Heincke vom Projekt „Helden statt Trolle“ nachgefragt. Seine Tipps in unserem Interview.

Welche Verschwörungsmythen und Falschmeldungen tauchen immer wieder auf?

Christian Heincke: Bill Gates steckt hinter dem Virus. Das 5G-Netz ist schuld an Corona. Asylbewerber „heimlich“ während der Corona-Maßnahmen nach Görlitz gebracht. Und das sind nur drei Beispiele von vielen.

Wie kann man Falschmeldungen erkennen?

Das Muster ist fast immer gleich:

• Es gibt keine Quellenangabe
• Reißerische Überschriften und Bilder
• Angst wird geschürt (z.B. „Das ist eine Bedrohung für uns alle!“)
• Phrasen werden genutzt wie: „Endlich kommt die Wahrheit ans Licht.“
• Emotionale, aufgeregte Sprache: „OMG. Schrecklich. Unfassbar“

Wo kann man sich Tipps für den richtigen Umgang mit Fake News holen?

Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten in einer Broschüre zusammengefasst. Diese kann man herunterladen (hier) oder bei der LpB bestellen (hier). Gern geben wir auch persönlich Auskunft unter kontakt@helden-statt-trolle.de.

Ihr Projekt heißt „Helden statt Trolle“. Wie oft werden Sie um Rat gefragt?

Seit Projektstart im Oktober 2016 haben wir mehr als 2650 Personen weitergebildet. Es gab mehr als 120 Veranstaltungen: Vorträge, Workshops, Podiumsdiskussionen, Beratungsgespräche, Schulprojekte etc.

Wer meldet sich bei Ihnen?

Vorwiegend Fachkräfte und Jugendliche aus Bildungseinrichtungen, u.a. Pädagoginnen und Pädagogen, Leute aus der Jugend-, Schul- und Sozialarbeit. Sie möchten, dass wir in ihre Einrichtung kommen – oder wollen nach einer Multiplikator/innen-Ausbildung eigene Veranstaltungen durchführen. Wir unterstützen sie dabei gern – und auch in der aktuellen Situation gibt es Angebote vor Ort. Nach Absprache der allgemeinen Hygienemaßnahmen.

Welche Hilfe bieten Sie an?

Weiterbildungsmaßnahmen zu den Themen Hate Speech, Fake News und Cybermobbing. Sensibilisierung heißt: Wie erkenne ich Fake News? Wie gehe ich mit Hass im Netz um? Aufklärung bedeutet: Wie kann ich mich schützen? Wer kann mir helfen? Hinzu kommt das Praxistraining, das Handeln.

Hat sich die Nachfrage seit 2016 verändert?

Wir bekommen immer mehr Zuspruch von der Bildungscommunity und auch außerhalb von Bildungseinrichtungen. Unsere individuellen Angebote werden seit zwei Jahren stärker nachgefragt. Wir haben zum Teil langfristige Partnerschaften. Wir freuen uns aber auch über neue Anfragen und Kooperationen.  

Hintergrund

Tipps von „Helden statt Trolle“ – die Active-Speech-Regeln

a) Kommentiere immer sachlich und beginne die Diskussion stets respektvoll! Beispiel: „Hallo Max, das Thema ist wirklich wichtig und wir sollten unbedingt mal drüber sprechen. (—> respektvoller Umgang) Deine Gefühle, deine Wut und die Angst kann ich total nachvollziehen. (—> Emotionen und Gefühle ansprechen) Aber ich glaube, wir brauchen dafür keine Schimpfwörter und Beleidigungen zu verwenden, um eine offene und ehrliche Diskussion darüber zu führen. (—> Regeln einfordern) Sag mal, hast du eigene Erfahrungen gemacht?“ (—> Hinterfrage den Hass)

b) Check die Fakten der Kommentare, bevor du mitredest! Beispiel: Wenn ich in einer Diskussion über Flüchtlinge mitdiskutiere, muss ich im Vorfeld unbedingt mehr dazu wissen! (—> Flüchtlingsthemen: Asylpolitik Deutschland, Krieg in Syrien, Flüchtlinge/Asylbewerber/Migranten, Internationaler Terrorismus…)

c) Kommentiere überzeugend mit persönlicher Haltung! Stärke Betroffene! (Erzähle deine eigene Geschichte mit persönlichen Erfahrungen und nutze dabei das Wissen von „Helden statt Trolle“, um Mitlesenden deinen Standpunkt zu erklären und für dich zu gewinnen! Hierbei gilt es, durch die persönliche Note deiner Argumentation, Gefühle und Emotionen innerhalb der Community anzusprechen!) Beispiel: „Manchmal stelle ich mir vor, wenn ich in dieser Situation wäre.“ „Aus meiner eigenen Erfahrung heraus…“ (—> Wissen mit eigenen Erfahrungen verbinden, um glaubwürdig seine Haltung und damit Meinung darzustellen.)

d) Stelle offene Fragen und bring andere dazu, mitzudiskutieren! Beispiel: „Ich glaube, dass unsere Meinungen hier nicht die einzigen sind, um ein Gesamtbild unserer vielen Fragen zu erhalten.“ (—> Mitlesende zur Diskussion anregen) „Was meinst du Susi, was würden wir wohl machen, wenn wir in einer derartigen Situation sind?“ (—> offene Frage stellen) „Wir haben wohl unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema und trotzdem können wir miteinander sachlich und respektvoll quatschen. Ich finde es sehr wichtig, wenn wir uns nicht gegenseitig fertig machen und den anderen zur Zielscheibe von Gewalt machen.“ (—> direkte Ansprache an den Urheber von Fake News oder Hass)

Das Projekt

„Helden statt Trolle“ ist ein Verbundprojekt des Landeskriminalamtes und der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern. Es sensibilisiert für Hate Speech und klärt zu Themen im Umfeld von Hass und Hetze auf. Neben der Wissens- und Kompetenzstärkung will das Projekt jungen Menschen sowie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in Bildungseinrichtungen Handlungsalternativen gegen Hate Speech aufzeigen.

Kontakt

Web: www.helden-statt-trolle.de

Mail: kontakt@helden-statt-trolle.de

Weitere Infos: https://www.beratungsnetzwerk-mv.de/beratungsnetzwerk/expertenpool-und-kooperationspartner/projekt-helden-statt-trolle/

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