Zeus. Poseidon. Athene. Warum gerade diese Götterfiguren auf dem Dach der Staatskanzlei stehen? Wegen ihrer Symbolkraft und einem Faible für Klassizismus. Aus der Reihe: Schon gewusst…?
Als die beiden sächsischen Bildhauer Joseph Herrmann der Jüngere und Emil Cauer der Ältere ihre Götterstatuen für das Schweriner Kollegiengebäude in Dresden öffentlich ausstellten, fanden die Plastiken sogleich „allgemeinen Beifall“. Und Bedauern darüber, „dass sie so hoch stehen“, wie das „Freimüthige Abendblatt“ am 21. November 1834 schrieb. Denn wer sie sehen will, muss zum Dach der Staatskanzlei blicken.
Poseidon und Zeus – die beiden Figuren dürften von unten aus am einfachsten zu erkennen sein. Der Meeresgott an seinem Dreizack. Sein Bruder, der Göttervater, an Zepter und Adler.
Und wer sind die anderen? Zur Rechten von Zeus steht seine Tochter Athene, die Göttin der Weisheit, der Strategie und der Kriegskunst. Links neben Zeus schaut Demeter, die Göttin des Ackerbaus, über die Schlossstraße hinweg.
Auf der anderen Seite, neben Poseidon, blickt noch Hermes stadtauswärts in Richtung Graf-Schack-Allee. Ein Gott mit vielen Aufgaben: Er gilt als Schutzgott des Verkehrs, der Reisenden, Kaufleute und Hirten; als Gott der Diebe, Kunsthändler, Redekunst und Magie sowie als Götterbote, der die Beschlüsse von Zeus verkündet hat.
Wieso gerade diese Götterfiguren auf dem Dach stehen? Das liegt an ihrer Symbolkraft: Demeter steht für die Landwirtschaft als wichtigen Erwerbszweig von MV, Zeus für die umfassende Staatsgewalt, Poseidon als Schutzgott der Seefahrer für ruhige, schiffbare Gewässer. Athene soll das Militärwesen sowie eine weise und gerechte Regierung symbolisieren; Hermes Tourismus, Kunst und Handel.
Warum auf der Staatskanzlei überhaupt griechische Götter stehen? Das Gebäude wurde im Stil des Klassizismus gebaut. Dessen Vorbild war die Antike, insbesondere die griechische.
Ursprünglich stand auf dem Dach noch eine Figur: Artemis, Göttin der Jagd, des Waldes und Hüterin der Frauen und Kinder. Die sechs Schutzgötter konnten nicht verhindern, dass das Gebäude, auf dem sie standen, 1865 brannte. Beim Neuaufbau entfiel der mittlere Giebel Richtung Schack-Allee – und damit auch der Standort für Artemis. Die anderen fünf Statuen wurden restauriert und wieder aufs Dach gesetzt.