So viele Reden hielten die Abgeordneten in dieser Wahlperiode im Bundestag. Wie durstig das machte, zeigt ein Blick in die Statistik.

Wenn die Bundestagssitzungen eine Fernsehserie gewesen wären, hätte sie 245 Folgen gehabt. So oft tagte das Plenum in dieser Wahlperiode. Tragen könnte sie den Titel „In 82 Tagen durch vier Jahre“. Denn zusammengenommen wurde in den 245 Sitzungen 1.957 Stunden, 11 Minuten und 31 Sekunden lang beraten, diskutiert, gestritten und abgestimmt. Zum Vergleich: Wer sich alle seit 1985 ausgestrahlten Lindenstraße-Folgen anschauen würde, bräuchte dafür 821 Stunden. Oder 34 Tage.
Ohren auf! In 245 Sitzungen kommt eine ganze Menge Text zusammen. Um genau zu sein 12.975 Reden, teilt uns die Pressestelle des Bundestags mit. Macht im Schnitt 53 pro Sitzungstag.

Jedem Abgeordneten, der im Plenarsaal ans Rednerpult tritt, reichen Saaldiener ein Glas Wasser. Insgesamt schenkten sie in dieser Wahlperiode 1.627,5 Liter aus.
Eine Schnapszahl gibt’s auch: 555. So viele Gesetze wurden verabschiedet. 488 davon brachte die Bundesregierung ein, 52 kamen aus der Mitte des Parlaments, 10 aus dem Bundesrat. Bei den übrigen fünf lässt sich das nicht genau zuordnen, weil hier Gesetzentwürfe vereinigt wurden.
Ein großer Teil der politischen Arbeit spiegelt sich in der Zahl 2.715 wider. So oft haben die 23 ständigen Ausschüsse getagt. Die hohe Zahl kommt nicht von ungefähr, denn Ausschüsse sind so etwas wie die Werkstätten des Bundestags. Hier werden Gesetze und Anträge beraten, Sachverständige gehört, Einzelheiten besprochen, Fakten geklärt und Empfehlungen für die späteren Beschlüsse gegeben.
Fragen über Fragen. Die hatten – als Ausdruck ihrer parlamentarischen Kontrollfunktion – vor allem die Abgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen und DIE LINKE an die Bundesregierung. Die Grünen kommen auf 6.249, die Linken auf 5.186. Ihre gut 3.000 Großen und Kleinen Anfragen sind da noch nicht mitgezählt.

Ja? Nein? Enthaltung? Normalerweise stimmen die Abgeordneten per Handzeichen ab. Bei finalen Gesetzesabstimmungen indem sie aufstehen oder sitzenbleiben. Bestehen Zweifel daran, wie sich die Mehrheit entschieden hat, kommt es zum Hammelsprung. Dann verlassen die Abgeordneten den Plenarsaal und kehren durch eine von drei Türen zurück, die jeweils für „Ja“, „Nein“ oder „Enthaltung“ stehen. Dabei werden sie gezählt.
In dieser Wahlperiode musste der Hammelsprung zweimal Klarheit schaffen: Am 12. März 2014 und am 9. November 2016. Beim ersten Mal wollte DIE LINKE den damaligen Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel zur Fragestunde herbeizitieren lassen, um eine mündliche Anfrage zum Freihandelsabkommen TTIP zu klären. Beim zweiten Mal ging es um Änderungen im Arzneimittelrecht.
Zwei Hammelsprünge – das waren so wenige wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Den Rekord hält die vergangene Wahlperiode mit 16 Hammelsprüngen.