#StolenMemory in Ludwigslust

Vom / Landeskunde, LpB, Zeitzeugen

Die Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin zeigen in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung MV und der Stadt Ludwigslust vom 26.8. bis 8.9.2021 die Open-Air-Ausstellung #StolenMemory.

Die offizielle Eröffnung in Ludwigslust findet zusammen mit den Arolsen Archives am 27. August statt. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen der letzte Besitz von KZ-Inhaftierten und die Frage, wie es heute noch gelingt, diese sogenannten Effekten an Familien der Opfer zurückzugeben. Zu sehen ist die Ausstellung in einem aufklappbaren Übersee-Container auf dem Alexandrinenplatz.

„Effekten“ sind persönliche Gegenstände, die Häftlingen bei ihrer Ankunft in den Konzentrationslagern von den Nationalsozialisten abgenommen wurden. Oft waren es Eheringe, Uhren, Füller oder Brieftaschen mit Fotos. #StolenMemory ist eine Kampagne der Arolsen Archives zur Rückgabe dieser persönlichen Gegenstände an die Angehörigen. Über 500 Familien konnten seit dem Start der Kampagne 2016 bereits gefunden werden. Die Ausstellung zeigt Bilder solcher „Effekten“ und erzählt vom Schicksal von zehn NS-Verfolgten. 

Unter der Überschrift „Gefunden“ lenkt die Ausstellung den Blick auf persönliche Gegen­stände, die bereits zurückgegeben werden konnten. Sie berichtet vom Verfolgungsweg der einstigen Besitzer/innen und den Rückgaben an die ihre Familien heute. Mit dem Smartphone können die Besucher/innen über eine App Videoportraits aufrufen, in denen die Angehörigen selbst zu Wort kommen.

Unter der Überschrift „Gesucht“ werden „Effekten“ gezeigt, die noch auf ihre Rückgabe warten. Eine wichtige Botschaft ist deshalb auch: Jede/r kann die Arolsen Archives bei der Rückgabe der Effekten unterstützen und sich selbst auf Spurensuche nach den Ver­folgten und ihrer Familien begeben. Denn noch immer bewahrt das Archiv gestohlene Erinnerungsstücke von knapp 2.500 Personen aus ganz Europa auf.

„Viele Opfer der Nationalsozialisten hinterließen keine materiellen Spuren für ihre Fami­lien, weil die Nationalsozialisten ihnen alles nahmen,“ so Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives. Die Rückgabe der Effekten sei für die Angehörigen deshalb oft sehr unerwartet: „Einige von ihnen wissen nichts oder nur wenig über diesen Teil der Lebens­geschichte ihrer Großeltern, Eltern, Onkel und Tanten“. Umso wichtiger sei es, dass die Gegenstände in die Familien zurückkehrten.

„Diese Ausstellung zeigt einen weiteren Aspekt der Identitätsberaubung von KZ-Häftlingen durch die Nationalsozialisten. Auch den Häftlingen aus dem Konzentrationslager Wöbbelin, welches sich in der Nähe von Ludwigslust befand, ist meist nichts aus ihrem Leben vor der Haft geblieben. Welche große Bedeutung diese persönlichen Gegenstände für die Familien haben, wissen wir durch unseren Kontakt zu vielen Angehörigen. Denn jeder Gegenstand zurück, ist auch ein Stück Identität zurück,“ sagt Anja Pinnau, Leiterin der Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin.

Hintergrund

Seit August 2020 reist die #StolenMemory-Ausstellung durch Deutschland. Das Projekt konnte von den Arolsen Archives dank der Fördermaßnahme „Kultur in ländlichen Räu­men“ (Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) umgesetzt werden. Auf­grund der großen Nachfrage gibt es seit 2021 einen zweiten Container, der nun auch größere Städte ansteuert.

In Kürze

Wo: Ludwigslust, Alexandrinenplatz (Parkplatz neben der Alexandrinenresidenz)

Wann: 26.8.-8.9.2021

Öffnungszeiten: Mo.-Fr. 9-17 Uhr, So. 11-17 Uhr      

Internet: https://stolenmemory.org/

Weitere Station in MV

Bergen auf Rügen: 10. bis 22. September 2021

Extra

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