Das Nadelöhr der Freiheit

Vom / Landeskunde, LpB, Zeitzeugen

Foto: Lutz Wohlrab / Layout: DuG

Am 12. März liest Harro Lucht in der Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock aus seinem Buch „Das Nadelöhr der Freiheit. Unzensierte Erinnerungen eines ostdeutschen Studentenpfarrers.“

Als Jugendlicher fand Harro Lucht, dessen Vater ähnlich wie Erich Loestvviele Jahre lang als marxistischer Dissident inhaftiert war, eine Heimat in der Jungen Gemeinde und studierte evangelische Theologie. Er setzte sich mit dem Lebenswerk Mahatma Gandhis und Martin Luther Kings sowie mit dem Bekenntniswiderstand evangelischer Christen im Nationalsozialismus auseinander und lernte von ihnen, dass christlicher Glaube nur lebendig ist, wenn er gesellschaftspolitische Konsequenzen nicht scheut, dabei wissend, dass dieser Weg nicht unbedingt Ehre und Anerkennung, sondern oft Leiden und Ablehnung mit sich bringt.

Für viele, die ihn dort in den 1980er Jahren erlebten, war sein unkonventionelles Wirken als Greifswalder Studentenpfarrer eine mutmachende, ja prägende Erfahrung. „Seine“ ESG bot Raum für Gespräche mit allen, die sich für eine freiere Gesellschaftsordnung einsetzten: mit Christen und Marxisten, mit Oppositionellen, Schriftstellern, Philosophen und Theaterleuten. Natürlich wurde er deshalb von der Staatssicherheit überwacht.

Vor seiner Greifswalder Zeit war Harro Lucht Pfarrer in Cottbus, später in einer Gemeinde in Prenzlauer Berg. In seinen Erinnerungen berichtet er vom Schwanken zwischen Angst und Mut, von Zurückhaltung und Wagnis.

Angesichts der seit dreißig Jahren ausgetragenen Kontroversen um
Stellenwert und Deutung der SED- und DDR-Geschichte ist es wohltuend,
diesen locker geschriebenen, nicht selten verschmitzten Lebensbericht
auf sich wirken zu lassen. (Peter Steinbach über das Buch, 2022)

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