Stalinistische Praxis

Vom / Landeskunde, Zeitzeugen

Bild: Historisches Foto der Zwangsumsiedlung der Familie Seidel aus Tripkau/Elbe

Umsiedlungen als stalinistische Praxis in der frühen DDR. Der Erinnerungstag am 3. Juni in Schlagsdorf ist den Opfern brutaler Verfolgungsaktionen wie den Zwangsaussiedlungen an der innerdeutschen Grenze gewidmet. Alle Infos zur Veranstaltung – hier.

Als 1952 die SED-Führung an der innerdeutschen Grenze das Grenzsperrgebiet einrichtete, mussten mehrere tausend Menschen Haus und Hof verlassen. Sie wurden in das Innere der DDR transportiert und mussten dort unter oft sehr widrigen Bedingungen ein neues Leben beginnen. Auf Weisung des sowjetischen Diktators Stalin, dessen Deutschlandpolitik mit der Ablehnung der Stalin-Noten gescheitert war, begann die SED, das sowjetische Gesellschaftsmodell mit aller brutalen Gewalt auf Ostdeutschland zu übertragen. In dieser Politik hatten die individuellen Grundrechte der Menschen völlig ihre Bedeutung verloren – Ziel war die Umformung der Gesellschaft, die Unterdrückung und Beseitigung aller politischen Gegner. Nach sowjetischem Vorbild verkündete die SED-Führung den Aufbau einer Schwerindustrie, die Stärkung der militärischen Verteidigungsbereitschaft und die Beseitigung von Privateigentum in der Wirtschaft.

Andersdenkende wurden verhaftet, eingeschüchtert oder vertrieben. Diese Politik führte in den Volksaufstand vom 17. Juni 1953, der diese Maßnahmen erst einmal stoppte.

Die Zwangsumsiedlungen an der innerdeutschen Grenze waren nicht die einzigen Enteignungen und Vertreibungen in dieser Hochzeit stalinistischer Willkür in der DDR. In der Aktion Rose an der Ostseeküste verloren über 400 Inhaftierte ihr Eigentum. Bauern wurden enteignet und die Familien umgesiedelt, Kirchenmitglieder verhaftet und ihre Kinder von den Schulen relegiert.

Programm
9.30 Uhr
Begrüßung und Einführung
– Anne Drescher (Landesbeauftragte M-V für die Aufarbeitung der SED-Diktatur)
– Vertreter/in des Landkreises Nordwestmecklenburg
Film „Zwangsaussiedlung an der innerdeutschen Grenze“ (Regie: Michael Krull)

10.00 Uhr
Zum Stellenwert der Verfolgungen in den frühen 1950er-Jahren innerhalb der politischen Strafjustiz der DDR: Dr. Michael Schäbitz (Forschungsverbund Landschaften der Verfolgung, Berlin)

10.45 Uhr
Klassenkampf auf dem Land. Enteignungen, Umsiedlungen und Flucht von Bauernfamilien 1952/53: Prof. Mario Niemann (Universität Rostock)

11.30 Uhr Kaffeepause

11.50 Uhr
Zwangsaussiedlungen an der Elbe – Wie wird das Geschehen heute erinnert – in den Familien und in der Öffentlichkeit? Karin Toben (Journalistin, Rassau/Elbe)

12.10 Uhr
Gesprächsrunde mit Zeitzeugen: Selbst erlebte und/oder erzählte Geschichte. Moderation Anne Drescher (Landesbeauftragte M-V für die Aufarbeitung der SED-Diktatur)

13.00 Uhr Mittagsimbiss (Suppe mit Brot)

14.00 Uhr Wechsel zum Gedenk- und Lernpfad für das geschleifte Dorf Lankow

14.30 Uhr
Begrüßung
– Bernhard Hotz (Bürgermeister Dechow)
Gedenken für die Zwangsaussiedlungen
– Pastorin Hanna Blumenschein (Schlagsdorf)

15.00 Uhr Ausklang mit Gesprächen bei Kaffee und Kuchen

Termin: 3. Juni 2023
Ort: Dorfgemeinschaftshaus Schlagsdorf, Am Bülten 4, 19217 Schlagsdorf


Anmeldung: Grenzhus Schlagsdorf
Tel. 038875 20 326 oder Email: info@grenzhus.de

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