Wählergruppen – Der (un)sichtbare Riese der Kommunalwahlen

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Zugegeben: Wie beim Sport kennt man das Ergebnis einer Wahl erst am Ende 😉

Doch ein Blick auf die letzten Kommunalwahlen 2014 offenbart viele Unterschiede zur Landtags- oder Bundestagswahl. So sind im Landtag Mecklenburg-Vorpommern aktuell fünf Parteien vertreten, wobei die rot-schwarze Koalition 49,6% der Wählerstimmen auf sich vereint.

Anders sah es nach der Kommunalwahl 2014 im Lande aus: In den Gemeinden erreichte die CDU 29,4% der Stimmen und die SPD 12,5%, dicht gefolgt von DIE LINKE mit 12,1%. Weit mehr als jede dritte Stimme ging an Einzelbewerber (6,9%) und Wählergruppen (33,7%) – Rein rechnerisch kann also man festhalten, dass nur knapp 60% aller Stimmen an Parteien ging, was etwa 44% der Mandate brachte. Die Parteien sind also schon seit 2014 in den Gemeindevertretungen in der Minderheit.

Mit Politikverdrossenheit hat dies aber wenig zu tun. Viel mehr wirkt sich an dieser Stelle z.T. die geringe Personaldecke der Parteien und deren sehr unterschiedliche Verteilung im Lande aus. Vor allem die CDU konnte zum Beispiel auf ihre Hochburgen in Vorpommern bauen: In 192 Gemeinden erzielte die Partei eine Stimmenmehrheit und erreichte sogar in 112 die absolute Mehrheit.

Die SPD stellte in nur 30% aller Gemeinden Kandidatinnen und Kandidaten auf – Die CDU in 63%, DIE LINKE in 35%. Andererseits traten in 80% aller Gemeinden die Wählergruppen an und errangen in jeder zweiten Gemeinde des Bundeslandes die Mehrheit.

Ganz klar kann hier festgestellt werden, dass die Wahlergebnisse viel mehr das Resultat von Angebot und Nachfrage sind. Ebenso klar ist, dass Abgeordnete der politischen Parteien oftmals von professionellen Strukturen profitieren, während sich Einzelbewerber und Wählerbündnisse erst einarbeiten müssen. Zumal die Kreistagswahlen ein klares Feld der politischen Parteien sind: Hier machten etwa 84% aller Wählerinnen und Wähler ihr Kreuz bei SPD, CDU und co.  

Dennoch lohnt bei den Gemeindewahlen der genaue Blick auf das Kandidatenfeld. Wofür steht mein Nachbar und warum tritt er zur Wahl an und welche Projekte möchte das Mitglied des hiesigen Vereins durch die Kandidatur umsetzen? Vor allem in dem Erfolg der Wählergruppen schlägt sich der regionale Bezug und die persönliche Verwurzelung der Kandidatinnen und Kandidaten wieder. Mit unserer Geschichte „Herr Müller wird Stadtvertreter“ haben wir dies nacherzählt.

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