Brennende Bücher in Schwerin

Vom / Landeskunde

Aus dem Niederdeutschen Beobachter vom 6. März 1933

verbrannte-orte.de ist ein Onlineatlas zu den Orten der nationalsozialistischen Bücherverbrennungen. Zum Beispiel zum Paffenteich in Schwerin. Am 4. Juni 1933 verbrannten dort die Bücher zahlreicher Autor/innen auf einem Floß.

Auf verbrannte-orte.de sind jene Orte auf einer Karte markiert, in denen „undeutsches Schrifttum“ in Flammen aufging. Dazu gibt es einen Foto-Atlas, Informationen zu den einzelnen Fällen und ein Quellenverzeichnis. Die Orte in MV sind:

  • Rostock. 10. Mai 1933, Stampfmüllerstraße 31-32. Historische Adresse: Friedrich-Hildebrandt-Platz. Auf dem Platz fand eine Verbrennung im Rahmen der „Aktion wider den undeutschen Geist“ statt.
  • Greifswald. 10. Mai 1933, Markt. Historische Adresse: Auf dem Marktplatz. Greifswalder Studenten verbrannten Werke verfolgter Autor/innen.
  • Neustrelitz. 13. Mai 1933, Tiergartenstraße. Historische Adresse: Paradeplatz vor der Orangerie. Die Studenten des Strelitzer Technikums organisierten am 13. Mai 1933 eine Bücherverbrennung.
  • Neubrandenburg. 31. Mai 1933, Marktplatz. Die NSDAP-Ortsgruppe rief zu einer Bücherverbrennung auf.
  • Schwerin. 4. Juni 1933, Pfaffenteich. Auf einem Floß verbrannten die Bücher zahlreicher Autor/innen unter der Leitung der SA.

„Auf einem Floß in der Mitte des kleinen rechtwinkligen Sees lagen in einem großen, teergetränkten Haufen die von der Polizei beschlagnahmten Bücher und Schriften, die nicht der Landesbibliothek übergeben worden waren“, schreibt Bernd Kasten, Leiter des Schweriner Stadtarchivs, auf verbrannte-orte.de. „Um 22:15 erlosch die Straßenbeleuchtung, die SA-Männer entzündeten ihre Fackeln, und der ,inmitten des Wassers errichtete Scheiterhaufen der gesammelten Schmutz- und Schundliteratur’* wurde in Brand gesetzt.“

Der gesamte Text von Bernd Kasten – hier

* Aus: Mecklenburgische Zeitung vom 6. Juni 1933

Hintergrund

Am 10. Mai 1933 wurden in Berlin und 21 weiteren Universitätsstädten Bücher verbrannt. Mitglieder des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes warfen Werke jüdischer, linker, liberaler und pazifistischer Autorinnen und Autoren in die Flammen, darunter Bücher von Bertolt Brecht, Franz Kafka, Erich Kästner, Rosa Luxemburg, Anna Seghers, Bertha von Suttner, Kurt Tucholsky (hier die Liste). Nach dem 10. Mai ging noch in anderen Städten „undeutsches Schrifttum“ in Flammen auf. So wie am 4. Juni 1933 in Schwerin.

An die Verbrennungen und ihre Folgen will der Fotograf Jan Schenck auf verbrannte-orte.de erinnern. Zu jedem Ort ist ein kurzer Beschreibungstext verfügbar, das Datum der Verbrennung sowie die historische und heutige Adresse. Wie Schenck vor Ort arbeitet? Zunächst macht er mit einer analogen Kamera eine Großformat-Aufnahme – zum Beispiel für Ausstellungen. Zudem entsteht ein digitales 360-Grad-Panoroma. Für Texte und Hintergründe wertet Schenck historisches Material, Originaldokumente aus Archiven und Zeitungsberichte aus. Weiterlesen

Gedenkstein in Neubrandenburg

In Neubrandenburg soll ein Gedenkort zur Erinnerung an die nationalsozialistische Bücherverbrennung entstehen. Initiator ist der Förderverein der Regionalbibliothek. Ähnlich wie beim Stadtrelief sei dafür die Nutzung eines der vorhandenen Quader auf dem Marktplatz geplant, berichtet der Nordkurier. Der Entwurf sieht vor, dass der Quader von Platten aus Stahl umgeben wird. Auf zwei gegenüberliegenden Seiten sollen Namen und Werke verfemter Autorinnen und Autoren dargestellt werden.

Die Landeszentrale für politische Bildung MV fördert das Projekt mit 6000 Euro.

Weiterlesen

  • Julius H. Schoeps (Hrsg.); Werner Treß (Hrsg.): Orte der Bücherverbrennungen in Deutschland 1933; Olms Verlag; 2008; ISBN: 978-3-487-13660-8
  • Bücherverbrennungen 1933 – Hintergrund der Bundeszentrale für politische Bildung – hier
  • Kästner und die Bücherverbrennung. Spiegel Geschichte – hier
  • Das Infoportal des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien: www.verbrannte-buecher.de
  • Spurensuche mit der Kamera – Report über Jan Schenck auf jetzt.de: hier

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