Prora als Lernort: Land kann Gebäudeteil im Block V kaufen

Vom / Landeskunde

Der Gebäudekomplex in Prora aus der Luft. Foto: Wikipedia

Ein bedeutender Tag für die Erinnerungskultur: Der Landtag hat dem Kauf des Gebäudeteils „Kamm 7 und Liegehalle” im Block V zugestimmt. Damit kann in Prora ein Bildungs- und Dokumentationszentrum errichtet werden.

Der Kaufpreis beträgt 1 Euro zuzüglich Notarkosten. Für die Sanierung stellen Land und Bund jeweils 6,85 Millionen Euro zur Verfügung, wie das Bildungsministerium am Mittwoch mitteilte. Entstehen soll ein neues Bildungs- und Dokumentationszentrum, in dem man sich über die Geschichte Proras in der NS-Zeit und in der DDR informieren kann.

„Es ist wichtig, dass der Gebäudekomplex in Prora nicht allein Erholungsort für Urlauber ist, sondern dass an diesem historisch vielschichtigen Ort auch Raum für Erinnerung und Bildung geschaffen wird”, sagte Bildungsministerin Bettina Martin. „Gerade für die junge Generation ist die Auseinandersetzung mit diesen schwierigen Kapiteln der deutschen Geschichte sehr wichtig.”

Die Entscheidung des Landtags sei ein starkes Signal für die Bildungsarbeit der dort ansässigen Vereine Prora-Zentrum und Dokumentationszentrum, so Martin. „Sie werden nun bessere Rahmenbedingungen für ihre wichtige Arbeit erhalten.”

Für die Nutzung ist eine Konzeption erstellt worden. Auf fünf Etagen sollen jeweils rund 350 Quadratmeter Nutzfläche für Ausstellungen, Bibliothek/Mediathek, Seminar- und Büroräume zur Verfügung stehen.

Der Gebäudekomplex von 1937 und 1939 wurde durch das NS-Regime errichtet, jedoch nie für die vorgesehenen massentouristischen Zwecke fertiggestellt. Während des Zweiten Weltkriegs wurden hier provisorische Notunterkünfte, ein Lazarett und militärische Ausbildungsstätten eingerichtet. Von 1940 bis 1942 wurden in Prora Polizeibataillone auf ihren mörderischen Einsatz gegen Partisanen und Juden ausgebildet.

Zu DDR-Zeiten wurde das Ensemble durch die Rote Armee und die Nationale Volksarmee genutzt. Prora wurde damit zum unzugänglichen Sperrgebiet. In den 1980er Jahren waren hier auch tausende Bausoldaten stationiert, die beim Bau des Fährhafens Mukran mitwirkten. 

Nach der Deutschen Einheit wurden vier der fünf Blöcke an Investoren verkauft. Im Block V ist die Jugendherberge Prora errichtet worden. Nach den Plänen des Landes soll jetzt in unmittelbarer Nachbarschaft das Bildungs- und Dokumentationszentrum entstehen.

Gedenkstättenführer

Das Dokumentationszentrum Prora und das Prora-Zentrum im Gedenkstättenführer des Landes – hier

Buchtipp

Martin Kaule: Prora. Geschichte und Gegenwart des „KdF-Seebads Rügen“. Erschienen: August 2020
Auflage. Ch. Links Verlag. ISBN: 978-3-86153-767-0

Doku

Prora – Der „Koloss“ von Rügen. Die NDR-Doku aus dem Jahr 2020 – hier

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