Am Sonntag ist Tag des offenen Denkmals. Dann öffnen auch in MV viele historische Bauten und (Gedenk-) Stätten ihre Türen. Fünf Tipps zum Aktionstag.

Dokzentrum Schwerin
Wie kaum ein anderer Ort in der Region steht das „Dokumentationszentrum des Landes für die Opfer der Diktaturen in Deutschland“ für politisches Unrecht und staatliche Verfolgung im 20. Jahrhundert. Die wechselvolle Wirkungsgeschichte des 1916 errichteten Schweriner Gerichts- und Gefängniskomplexes wird in einer dreiteiligen Dauerausstellung gezeigt. In deren Mittelpunkt stehen Schicksale der Häftlinge, die während der Zeit des Nationalsozialismus, der sowjetischen Besatzungszeit und der SED-Diktatur aus politischen Gründen verfolgt, inhaftiert und verurteilt wurden.
Zum Tag des offenen Denkmals gibt es zwei Führungen. Beginn: 11 und 13 Uhr. Ort: Obotritenring 106, 19053 Schwerin.
Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock

Die ehemalige Haftanstalt im Grünen Weg in Rostock entstand Ende der 1950er Jahre, als der Komplex der Stasi-Bezirksverwaltung zwischen August-Bebel-Straße, Augustenstraße, Hermannstraße und Grüner Weg neu errichtet wurde. Anfang 1960 kamen die ersten Häftlinge in das Untersuchungsgefängnis. Bis 1989 inhaftierte die Stasi dort rund 4900 Frauen und Männer. Die Insassen mussten im Durchschnitt fünf bis sechs Monate Untersuchungshaft mit ständigen Verhören und unter starker Isolation über sich ergehen lassen, bis sie durch ein Gericht formal abgeurteilt und in eine Strafvollzugseinrichtung verlegt wurden.
Zum Tag des offenen Denkmals bietet die Dokumentationstätte eine Führung an. Beginn: 14 Uhr. Geöffnet ist die DuG von 10 bis 16 Uhr. Ort: Grüner Weg 5, 18055 Rostock. Gern kann am Sonntag der neue Audioguide in deutscher und englischer Sprache getestet werden. In 19 Stationen durch die Gedenkstätte. Sie benötigen hierfür ein Smartphone + Kopfhörer.
Dokumentationszentrum Prora

Der 4,5 Kilometer lange Gebäudekoloss in Prora wurde von 1937 und 1939 errichtet, jedoch nie für die vorgesehenen massentouristischen Zwecke fertiggestellt. Während des Zweiten Weltkriegs wurden hier provisorische Notunterkünfte, ein Lazarett und militärische Ausbildungsstätten eingerichtet. Von 1940 bis 1942 wurden in Prora Polizeibataillone auf ihren mörderischen Einsatz gegen Partisanen und Juden ausgebildet. Zu DDR-Zeiten wurde das Ensemble durch die Rote Armee und die Nationale Volksarmee genutzt. Prora wurde damit zum unzugänglichen Sperrgebiet. In den 1980er-Jahren waren hier auch tausende Bausoldaten stationiert, die beim Bau des Fährhafens Mukran mitwirkten. Nach der Deutschen Einheit wurden vier der fünf Blöcke an Investoren verkauft. Heute befinden sich hier unter anderem Eigentums- und Ferienwohnungen, eine Jugendherberge – und das Dokumentationszentrum Prora.
Zum Tag des offenen Denkmals gibt es stündliche Rundgänge durch die noch unsanierte und normalerweise nicht zugängliche „Liegehalle“. Zeiten: 11/12/13/14/15 und 16 Uhr; Ort: neben der Jugendherberge Prora im Block V, Nordstrand 507 – 509, 18609 Binz. Anmeldung erforderlich unter post@prora.eu oder 038393/13991
Ostsee-Grenzturm-Museum Kühlungsborn

Von ehemals 27 Grenztürmen an der Küste der DDR sind nur noch zwei erhalten. Einer davon in Kühlungsborn. Die Türme waren Teil eines Sicherungssystems der damaligen Grenze an der Ostseeküste. Seit 2002 kümmert sich der „Verein Grenzturm“ um das Denkmal. In einer Ausstellung können Besucher/innen mehr über den Turm, seine Geschichte und Fluchtgeschichten erfahren. Wer möchte, kann auch bis ganz nach oben steigen.
Zum Tag des offenen Denkmals ist der Turm von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Für 14 Uhr ist ein Zeitzeugengespräch mit Bodo Müller geplant. Ort: An der Strandpromenade 1a, 18225 Kühlungsborn.
Wolhynier Umsiedlermuseum

Auch das Wolhynier Umsiedlermuseum ist am Sonntag (10 bis 17 Uhr) dabei. Der Tag des offenen Denkmals ist hier zugleich der Tag für eine Premiere: Vom 10. September bis 14. Oktober 2023 wird die Fotoausstellung „Spurensuche. Orte der Friedlichen Revolution in Mecklenburg-Vorpommern“ gezeigt. Neben der Ausstellung werden für Gäste Führungen zur Geschichte der Wolhyniendeutschen angeboten. Der Eintritt ist frei.
Wolhynier Umsiedlermuseum, Kiether Str. 2, 18292 Linstow
Hintergrund
Der Tag des offenen Denkmals findet immer am zweiten Sonntag im September statt. Diesmal steht er unter dem Motto „Talent Monument“ – und damit auch unter der Frage: Was macht ein Denkmal zu einem Denkmal? Der bundesweite Aktionstag wird bundesweit koordiniert von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und vor Ort von privaten Denkmaleigentümern, haupt- und ehrenamtlichen Denkmalpflegern sowie Vereinen mit Leben gefüllt. Leitidee hinter dem Aktionstag ist, Denkmalschutz live zu erleben und stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Einen Überblick über alle Veranstaltungen zum Tag des offenen Denkmals gibt es unter www.tag-des-offenen-denkmals.de.