Die Menschen und die Bevölkerung in Mecklenburg-Vorpommern

Vom / Landeskunde

Ende 2015 lebten in Mecklenburg-Vorpommern 1.612.362 Einwohner – Rund zwei Prozent der gesamten Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland. Im Vergleich mit den anderen Bundesländern haben nur das Saarland und der Stadtstaat Bremen noch weniger Einwohner als Mecklenburg-Vorpommern. Gleichwohl hat sich die Einwohnerzahl durch eine verstärkte Zuwanderung um 0,8% erhöht.

Nach der deutschen Wiedervereinigung hat sich Mecklenburg-Vorpommern von einem der „jüngsten“ zu einem der „ältesten“ Bundesländer entwickelt. Seit 1990 ist das Durchschnittsalter um rund zehn Jahre gestiegen. Die Ursachen dafür liegen in der Abwanderung vieler junger Einwohner und dem deutlichen Geburtenrückgang. Außerdem leben die Menschen in der Regel länger als vor 24 Jahren.

Die vom bundesdeutschen Durchschnitt abweichende Altersstruktur wird besonders bei den Kindern und Jugendlichen sowie bei den Senioren deutlich. Nur 14,7 Prozent der Bevölkerung waren im Jahr 2015 jünger als 18 Jahre. Insgesamt gehörten in Deutschland etwa 17 Prozent der Einwohner dieser Altersgruppe an. Andererseits waren 23 Prozent der Einwohner Mecklenburg-Vorpommerns älter als 65 Jahre. Deutschlandweit betrug der Anteil dieser Altersgruppe nur knapp 20 Prozent.

Pauschal betrachtet haben die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern so viel Platz wie in keinem anderen Bundesland. Auf einem Quadratkilometer leben nur 69 Menschen – im Durchschnitt. Zum Vergleich: bundesweit leben rechnerisch 225 Menschen auf einem Quadratkilometer. Im bevölkerungsreichsten Flächen-Bundesland Nordrhein-Westfalen sind es sogar 515.

Im Jahr 2015 lebten in den 9 größten Städten Mecklenburg-Vorpommerns (Ab 20.000 Einwohnern) etwa 594.799 Menschen. Das entsprach einem Anteil von 37 Prozent. Die Hansestadt Rostock als größte Stadt des Bundesland liegt mittlerweile wieder kontinuierlich über der 200.000-Einwohner-Marke und wächst.

Die Mehrheit der Menschen lebte in Kleinstädten und den vielen großen und kleinen Dörfern. Allerdings beschleunigte sich nach der Wiedervereinigung die Landflucht, die bereits vor der Wende begonnen hatte. Ende der 1980er Jahre hatte weit über die Hälfte der Dörfer, die nicht in den „Speckgürteln“ der großen Städte lagen, weniger als 500 Einwohner. So manches Dorf drohte bereits damals auszusterben.

Wo haben sie ihre familiären Wurzeln?

Über Jahrhunderte haben die Rittergüter und Großgrundbesitzer mit der Landwirtschaft auf ihren großflächigen Ländereien die Region des heutigen Mecklenburg-Vorpommerns geprägt. Für viele einfache Landarbeiter blieb jedoch nicht genug übrig. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wanderten deshalb etwa 200.000 Menschen allein aus den beiden Mecklenburger Herzogtümern vor allem nach Amerika aus. Andere suchten nach dem Ende der Leibeigenschaft ihr Glück zum Beispiel in Hamburg. Die Hansestadt wurde nicht umsonst als größte Stadt Mecklenburgs tituliert. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts stabilisierte sich die Zahl der Einwohner und wuchs leicht an. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs lag sie 1,4 Millionen Menschen.

Nach dem Krieg änderte sich die Zusammensetzung der Bevölkerung in einem gravierenden Ausmaß. Rund 260.000 Männer, Frauen und Kinder der Vorkriegsbevölkerung waren gefallen, in Gefangenschaft oder geflohen. Hinzu kamen nun allerdings etwa 980.000 Flüchtlinge und Vertriebene, so dass die gesamte Einwohnerschaft des heutigen Mecklenburg-Vorpommerns in der Nachkriegszeit um 50 Prozent auf 2,1 Millionen Menschen stieg. Es kam also quasi eine zweite Bevölkerung hinzu. Nur in Schleswig-Holstein fanden nach dem Krieg ähnlich viele neue Bürger eine neue Heimat.

Mehr als ein Drittel (37 Prozent) der neuen Einwohner kam ursprünglich aus Hinterpommern, 21 Prozent waren aus West- und Ostpreußen geflohen oder vertrieben worden. Die drittgrößte Gruppe stellten mit 19 Prozent die Vertriebenen aus der Tschechoslowakei, die vor allem das Sudetenland verlassen mussten. Weitere Flüchtlinge und Vertriebene kamen zum Beispiel aus Schlesien und Ost-Brandenburg. In einigen Gegenden waren die Neuankömmlinge gegenüber den Alteingesessenen in der Mehrheit.

Die Flüchtlinge und Vertriebenen mussten aus politischen Gründen „Umsiedler“ oder „Neubürger“ genannt werden. Denn nach Ansicht der SED hatte es keinen Grund gegeben, vor den „Befreiern“, also der sowjetischen Roten Armee, zu flüchten, noch war es aus Sicht der SED angebracht, den östlichen Nachbarn zu unterstellen, sie hätten jemanden vertrieben. Die Integration der „Umsiedler“ stellte die Verwaltung vor enorme Herausforderungen. Es mangelte an Arbeitsplätzen und an Wohnraum. Im Zuge der Bodenreform wurde seit 1946 ein Viertel des zu verteilenden Landes an Umsiedler vergeben. Fast jeder zweite, der von den 13.500 Hofstellen des Neubauernprogramms profitierte, war ein Zugezogner. Die neue Zusammensetzung der Bevölkerung wirkte sich auch auf die Sprache aus. Alt- und Neubürger verstanden aneinander meist nur, wenn sie Hochdeutsch redeten, aber nicht, wenn sie ihre heimatlichen Dialekte sprachen. Im Laufe der Jahre wurde dadurch das Plattdeutsche, das vor dem Krieg vor allem auf dem Land noch weit verbreitet war, immer weniger benutzt.

In den 40 Jahren der DDR beeinflussten zwei Entwicklungen die Zusammensetzung der Bevölkerung Mecklenburg-Vorpommerns. Von 1950 bis zum Bau der Mauer im August 1961 verließen zwei Millionen Menschen die DDR gen Westen. Manche gingen, weil sie unzufrieden waren mit dem politischen System, andere erhofften sich, in der Bundesrepublik zu mehr Wohlstand zu kommen, als es ihnen in der DDR möglich erschien. In den 1950er Jahren verließen viele die DDR, nachdem sie die Schule oder die Lehre beendet hatten. Nach 1961 reisten vor allem zahlreiche Rentner legal in die Bundesrepublik aus – was den meisten anderen DDR-Bürgern verwehrt blieb. Den Rentnern gewährte die DDR Reisefreiheit, da sie nicht mehr durch ihre Arbeit zum Volkseinkommen beitrugen.

Von einiger Bedeutung für die Bevölkerung der Nordbezirke war die Wirtschaftspolitik der DDR. Durch die gezielte Ansiedlung verarbeitender Betriebe sollte der Norden industrialisiert werden. Die notwendigen Arbeitskräfte und Facharbeiter wurden auch mittels der neuen Neubau-Siedlungen in den Städten aus dem Süden der DDR an die Küste gelockt. Die Stationierung größerer Militäreinheiten – etwa in Eggesin und Torgelow – stabilisierte die Zahl der Einwohner. Die Einwohnerzahl in Neubrandenburg stieg so auf über 90000. In Rostock lebten Ende der 1980er Jahre fast doppelt so viele Menschen wie in den 1950ern.

Die offene Grenze und die Aussicht auf bessere Gehälter und bessere Lebensbedingungen ließen in den 1990er Jahren vor allem jüngere Menschen aus Mecklenburg-Vorpommern in die alten Bundesländer abwandern. Erst in den vergangenen Jahren ist dieser Trend anscheinend gestoppt. Hinzu kam ein deutlicher „Geburtenknick“. Im Vergleich zu den letzten Jahren der DDR kam nur noch etwa ein Drittel der Kinder zur Welt, so dass Jahr für Jahr mehr Menschen starben als Kinder geboren wurden.

In den Jahren 1991 bis 2012 sind fast 686.000 Menschen nach Mecklenburg-Vorpommern gezogen; rund 830.000 haben das Land verlassen. Insgesamt hat Mecklenburg-Vorpommern seit der Wiedervereinigung etwa 300.000 Einwohner verloren. Zum überwiegenden Teil handelt es sich um Wanderungen zwischen Mecklenburg-Vorpommern und den alten Bundesländern. Nur ein geringer Anteil zog ins oder kam aus dem Ausland.

Bis zum Jahr 2030 wird die Bevölkerungszahl noch einmal um über 150.000 sinken. War der Bevölkerungsverlust zunächst hauptsächlich auf Wanderungsbewegungen zurückzuführen, wird der Bevölkerungsrückgang bis 2030 in erster Linie durch einen Gestorbenenüberschuss (mehr Sterbefälle als Geburten) verursacht.

Die Einwanderer

Bislang haben sich nur sehr wenige Ausländer dauerhaft in Mecklenburg-Vorpommern angesiedelt. Ende hatten 59.417 Einwohnern keinen deutschen Pass. Der Ausländeranteil von 3,7 Prozent lag damit deutlich unter dem Anteil der Ausländer in Deutschland mit etwa 9,0 Prozent. Die Staatsangehörigkeiten verteilen sich vor allem auf Polen, Syrer, Russen und Ukrainer.

Konfessionen

Bei vielen sozialen und gesellschaftlichen Themen spielen die christlichen Kirchen in Deutschland eine Rolle. Sie betreiben Kindergärten und Krankenhäuser oder wollen den Sonntag als arbeitsfreien Tag so weit wie möglich erhalten. In Mecklenburg-Vorpommern haben die Kirchen allerdings deutlich weniger Mitglieder als im Bundesdurchschnitt. Von den 1,6 Millionen Einwohnern bekannte sich 2011 etwa jeder sechste zum evangelischen Glauben. Zur katholischen Kirche bekannten sich 54000 Menschen – also nicht einmal jeder zwanzigste. Bundesweit liegt der Anteil der Protestanten und der Katholiken jeweils bei gut 30 Prozent.

Zu Beginn der nationalsozialistischen Diktatur lebten in Mecklenburg gut 1000 Juden in 47 Gemeinden. Die Zahlen für Vorpommern sind nicht bekannt. Von den wenigen Juden, die 1945 überlebt hatten, kehrte kaum jemand zurück. Erst seit Mitte der 1990er-Jahre kamen nach und nach knapp 2000 Juden aus der ehemaligen Sowjetunion nach Schwerin, Rostock und Wismar. Die jüdischen Gemeinden mit den neu gebauten Synagogen in Rostock und Schwerin sind deshalb nicht nur religiöse Zentren, sondern auch Sozialstation, Sprachschule und gesellschaftlicher Treffpunkt.

Die Zahl der Muslime in Mecklenburg-Vorpommern ist ebenfalls gering, hat sich jedoch 2015/2016 durch den Zuzug Geflüchteter aus Syrien und anderen muslimisch geprägten Ländern erhöht. Offizielle Zahlen gibt es dazu nicht.

Demografische Herausforderungen

Im Vergleich zu 1991 hatte Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2015 etwa 16 Prozent weniger Einwohner. Auch wenn inzwischen fast genauso viele Menschen nach Mecklenburg-Vorpommern ziehen wie abwandern, sagen Bevölkerungsforscher voraus, dass das Bundesland im Jahr 2030 wahrscheinlich nur noch 1,48 Millionen Einwohner haben wird. Jeder dritte Einwohner wird demnach älter als 65 Jahre sein.

Das stellt das Land vor eine ganze Reihe von Problemen, die es zu lösen gilt. Gerade in einer dünn besiedelten Region wird es schwieriger und verhältnismäßig teurer, die notwendige Infrastruktur vorzuhalten. Schließlich sollen unabhängig von der Einwohnerzahl auch in den kleinen Dörfern die Straßen instand gehalten und der Müll abgeholt werden. Die Feuerwehr muss einsatzbereit sein, der öffentliche Nahverkehr bezahlbar und die medizinische Versorgung gesichert. Wer die Grundschulen auf dem Land erhalten will, damit die Kinder einen zumutbaren Schulweg haben, muss Schule anders organisieren als in den Städten. Der Landtag Mecklenburg-Vorpommern hat dazu eine Enquete- Kommission eingesetzt, die umfassend ausleuchten soll, welche Konsequenzen sich ergeben, wenn im Land immer weniger Menschen leben und diese zudem deutlich älter als der Durchschnitt sind.

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